„Weshalb hast Du keine Uhr?“ fragt sie.
„Die einen haben die Uhren und die anderen die Zeit“ antworte ich.
Januar 2004
Dem letzten Arbeitgeber, bei dem ich die vergangenen Jahre in der Steuerungstechnik als Projektleiter Robotik tätig bin, sage ich kurz vor Weihnachten 2003 adieu. Ah – endlich wieder frei. Nach fünf Jahren.
Und nun stürze ich mich hier in meinem eigenen Unternehmen in die Arbeit. Es gibt viel zu organisieren. Ralph Oberbillig Sicherheitstechnik.
Die Sicherheitstechnik. In meinem Leben in Süd-Afrika ein für mich faszinierendes Betätigungsfeld. Ab den Ereignissen, die wir seit dem Jahr 2001 als 9/11 kennen, wird weltweit einiges in der Überwachungstechnik im Eiltempo weiterentwickelt. Um das zu ermöglichen, werden in Deutschland die Gesetze geändert.
Fingerprint-Scanner zur Erfassung der Fingerabdrücke, Retina-Scanner zur Erfassung der jedem Menschen eigenen und einzigartigen Iris in den Augen. Kassen zertifizierte Kamera-Systeme. Telematik-Technik in Fahrzeugen zur Überwachung der Funktionen und zur Standortbestimmung und die Überwachung immobiler Objekte in Echtzeit. Das alles ist erst möglich, seit es die damals vor einigen Jahren eingeführte GSM-Karten für mobile Endgeräte und die dazugehörende Statellitentechnik gibt. All das ist zuvor nicht möglich.
Warum ausgerechnet die Sicherheitstechnik?
In Süd-Afrika, wo ich von 1996 bis 1998 lebe, schnellen nach dem Ende der Apartheid im Jahr 1993 die Kriminalitätsraten schlagartig in die Höhe. Der Konflikt zwischen den ehemaligen weißen Unterdrückern und der schwarzen Bevölkerung tritt nun offen zu Tage.
Überfälle sind damals an der Tagesordnung. Du kommst mit Deinem Auto an eine rote Ampel? – dann fahr einfach ganz schnell weiter, halte nicht an. Ein Auto umkreist Dich auf der Autobahn? – in Süd-Afrika nennt sich diese Art der Ausspähung Weltreise – dann zeig sofort Deine Waffe, bete dass das andere Auto bitte weiterfährt. Bete, das die Umkreisung nur ein Zufall ist.
Es gibt keine Munition zu kaufen, damals. Nicht weil es verboten ist, nein. Alle Munition ist schlicht so gut wie ausverkauft. Ein ungewöhnlicher, schier unvorstellbarer Gedanke für einen Deutschen. Die Weißen haben alle Vorräte zu Hause aufgestockt. Man weiß ja nie was kommt...
Und nicht nur das. Durch den Wegfall der Apartheid bricht nun auch der schon seit Jahrhunderten andauernde, aber bis dahin unterdrückte Krieg im Brudervolk der Xosas und Zulus offen aus. Der Grund für diesen Bantu-Krieg ist im Laufe der Zeit verlorengegangen. So wie alle Kriege, ist auch dieser ein sinnloser Krieg.
Die Schwarzen werfen sich gegenseitig aus den fahrenden Zügen, treffen sie auf die Menschen der anderen Seite. Sehr beliebt ist auch das literweise trinken von Benzin unter Zwang. Anschließend wird dem armen Teufel ein brennender Autoreifen um den Hals gelegt, bis es so heiß wird, dass das Benzin im Magen explodiert. Doch da ist er ja eh schon tot.
Die Weißen igeln sich ein. Verbarrikadieren sich und trauen sich nur ausgerüstet mit Waffen vor die Türe. Die beste Alarmanlage ist eine Meute Hunde auf dem eingezäunten Grundstück. Hunde, abgerichtet auf schwarz. Schwarz im Aussehen, schwarz im Geruch, schwarz in der Sprache, schwarz im Denken.
Mit meinen typisch deutschen Gedankengängen hin zu irgendwelchen möglichen Lösungen deutscher Machart bin ich hier vollkommen fehl am Platz. Diese Art von Denken gebe ich schnell auf. So verbringe ich denn auch Tage und Wochen mit fasziniertem Beobachten.
Als ich das verstehe, öffnet sich für mich ein einzigartiges, faszinierendes Universum. Ich werde zum Süd-Afrikaner. Ich denke, spreche und verhalte mich wie sie. Ich sehe aus und lebe wie sie. Ich bin einer von ihnen. Ich bin ein „suid afrikaner Boer“ geworden. Das geht so weit, das ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland Schwierigkeiten mit meiner eigenen Sprache und meinen Landsleuten habe. Beides ist mir fremd geworden. Es ist da nicht mehr meines.
Süd-Afrika, das Land assimiliert mich, saugt mich in sich auf. Und es lässt mich bis heute nicht los. Mama Afrika kriecht mir unter meine Haut und sie sitzt dort bis heute. Und wenn ich nicht jeden Tag aufpasse… dann kommt sie heraus… Ohhh. In solchen Augenblicken wird es noch immer sehr schwer für mich in Deutschland. Dann höre ich ihren Ruf. Spüre dieses unfassbar starke Ziehen in mir. Und ich merke, dass das in Deutschland bis heute niemand versteht. Niemanden interessiert. Alle sind dauernd nur mit sich selbst beschäftigt.
Süd-Afrika schenkt mir die Chance, der zu werden der ich heute bin. Das ist mein größter Schatz. Danke.
Und damals lerne ich auch meine erste Lektion für die spätere Sicherheitstechnik: sei aufmerksam und wachsam. Beobachte, bewege und verhalte dich unsichtbar. Sei wie Wasser. Immer in Bewegung, durchsichtig, unergründlich und voller Energie. Und kommst du in Gefahr, mach dich innerlich so groß wie möglich. Übermenschlich groß. Denn dein Inneres spiegelt sich im Außen. Überwinde dich selbst. Und fliegen dir die blauen Bohnen auch um die Ohren, lasse dir den Schneid nie abkaufen.
Vor meinem Weggang aus Deutschland befasse ich mich seit 1992 mit der Sicherheit im Internet. Ein Thema, das vollkommen unbekannt ist. Damals hat in Deutschland die Sekretärin neben dem Kaffee kochen das Vergnügen, sich ein bisschen so nebenbei mit diesem neuen Zeugs wie eMails schreiben zu befassen. Wenn sie es überhaupt schon kennt. Sie muss es halt tun. Sehen ihre Vorgesetzten und sie oft selbst keinen Sinn darin. Es gibt ja Fax, das kennt man. Und Internet gibt es in Deutschland bis Anfang der 2000er Jahre nicht wirklich. Es gibt Datex-J und BTX. Pixelgrafik – keine Vektorgrafik. Und überteuerte, fest eingebaute Autotelefone. Altmodisches und rückständiges Zeugs halt. Und erst einmal keine Bereitschaft das zu ändern.
In Süd-Afrika gibt es 1998 schon Mobiltelefone und richtige Internetseiten. Durch eine Zufallsbekanntschaft habe ich Kontakt zur deutschen Außenhandelskammer in Johannesburg. Und damit komme ich in den Genuss, die erste Internetseite für die AHK in Johannesburg zu gestalten. Faszinierend. Damals ist das reine händische Programmierung am Macintosh. In einem Dritte Welt-Land, in dem nach der politischen Wende 1993 auch 1998 noch alles drunter und drüber geht, in dem das politische System kollabiert war, gibt es solche Dinge. Und es gibt Linux. Für die Serverwelt.
März 1998, Deutschland
Vorwärts in die Vergangenheit. Hineingepresst in alte, viel zu kleine Schuhe. Das ist eine unglaubliche Umgewöhnung.
Ich beginne, mich eingehend mit dem Internet zu befassen. Ist das möglich? Kann Datex-J und BTX hier bald auf den Müllhaufen der Geschichte? Können wir bald das sichere Betriebssystem Linux nutzen? Nicht Apple oder Microsoft? Die Dinge entwickeln sich.
Programmierung von Internetseiten. Dann kam die Absicherung hinzu. Suchmaschinen konsolidieren sich, schließen sich zusammen. Am Ende bleibt Google übrig. Der Name ist angelehnt an die englische Zahl Googol. Eine Zahl mit 100 Nullen. In deutscher Sprache heißt die Zahl "zehn Sedezilliarden", 10 hoch 100.
Und mit der Absicherung waren wir sehr rasch Hardware-lastig. Weniger die Server-Technologie – und hin zur mehr Firewall-Technologie. Fingerprint-Systeme für den Strafvollzug. Retina-Scanner für Babystationen in den Krankenhäusern. Damit nur Mütter und die Schwestern und Ärzte Zugang erhalten. Damit Kinder nach der Geburt nicht entführt werden können. Kassen zertifizierte Kamera-Systeme für Banken zur Absicherung.
Gehärtete Systeme auf extra Maschinen, verbunden mit einem gesicherten Netzwerk. Damals ist die Vorstellung in den Köpfen, ein Computer mit einem Microsoft Betriebssystem und ausgestattet mit einer Software, die die Bezeichnung Firewall eigentlich gar nicht verdient, ist ausreichend. Weit gefehlt. Noch immer gilt Absicherung, Sicherheit im Internet, fast nichts. Da war noch immer dieses neue Zeugs mit der eMail. Und jetzt soll da auch noch eine extra Hardware hinzu kommen? Unnützes Zeug. Das war die vorherrschende Meinung.
Erst als z.B. die Autohersteller beginnen, in den Zulieferbetrieben Sicherheitsstandards abzufragen, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI hinzu kommt, überhaupt erst jetzt einmal Standards formuliert werden, wird es erfolgreich. Einer unserer Firewall-Kunden ist eine große Anwalts- und Steuerkanzlei am Bodensee. Unglaublich: die haben zwar einen Server – doch null Absicherung. Und es ist ihnen zunächst nicht bewusst. Sehr heikel für eine solche Kanzlei.
Dann kommt der Kontakt zum Fraunhofer Institut. Das ist die Adelung. Ralph Oberbillig Sicherheitstechnik wird genannt neben Unternehmen wie Siemens und Bosch.
Wir sind sehr viel unterwegs. Hotel, Flieger, Hotel, Flieger… Wir besuchen die Vereinigten Arabischen Emirate. Es gibt ein gemeinsames Projekt der Handelskammer Baden-Württemberg mit dem staatlichen Telekom-Unternehmen Etisalat in den Vereinigten Arabischen Emiraten, das Internet in der Wüste voran zu bringen. So haben wir nun einen Kontakt und sind in Dubai in der dortigen Handelskammer zu einem persönlichen Gespräch vorstellig.
Am 15. Dezember 2005 schreibt der Südkurier
Mitglied im Netzwerk
Das Unternehmen Ralph Oberbillig Sicherheitstechnik aus Salem ist Mitglied der „IT Security made in Germany“, einer Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, organisiert vom Fraunhofer Institut für sichere Informationstechnologie Darmstadt. Ziel der Initiative ist es, Produkte von Unternehmen der deutschen IT-Sicherheitsbranche auch international zu vermarkten und ein zwischenbetriebliches Netzwerk herzustellen.
Ralph Oberbillig Sicherheitstechnik bietet unter anderem Zutrittskontrollsysteme im IT-Bereich an. Das Unternehmen analysiert den Bedarf von Firmen und stellt Lösungen zusammen. Es ist das einzige aus dem westlichen Bodenseegebiet, das als Partner in die Initiative aufgenommen wurde. (sk)
Und so kommt es, das wir auf einmal im Gespräch sind, den neuen Flughafen in Abu Dhabi mit Firewalls aus Deutschland auszustatten. Leider kommt es nicht mehr dazu. Die Voraussetzungen sind ungünstig. Wir müssen ein Projektbüro Vorort einrichten und einen 50% arabischen Partner nehmen. Für uns ist klar: er kassiert – wir arbeiten.
Durch den ganzen Stress und eine ungünstige familiäre Situation werde ich dann leider krank. Mein Körper macht schlapp. Ich kann mich nicht mehr um mein Lieblingsthema Freiheit und Sicherheit kümmern. Muss mich um mich selbst kümmern.
Die Zeit des Nachdenkens – und eine lange Zeit der Transition.
Was nützt mir das schöne Geld, wenn ich tot bin? Nichts. Was muss ich ändern? Alles. Das Leben macht mir schon wieder ein Geschenk. Noch einmal bekomme ich eine Chance geschenkt. Und so darf ich alles ändern.
Wir legen alle Aktivitäten in Deutschland auf Eis. Und ziehen in unser Haus auf den Kanaren. Ändern. Ich darf noch einmal alles ändern. Alles.
Dort, in aller Ruhe und eingepackt in diese reine, warme, weiche Luft, die meine Nerven umgibt wie Watte, will ich ein Jahr lang nichts tun. Nur loslassen und nachdenken. Das ist meine Vorgabe für mich selbst. Die Dinge ruhig angehen. Doch wenn du gewohnt bist, die Füße eben nicht still zu halten, dann geht auch dein Kopfkino weiter. Der Film läuft. Tag und Nacht. Unaufhörlich.
Es sind die zufälligen Begegnungen, in der sich die Menschen gegenseitig bereichern. Und so fällt mir schon wieder etwas zu. Und ob ich will oder nicht… manchmal werde ich nicht gebeten, nicht gefragt. Auch nicht bei schönen Dingen.
Es ist zunächst die Begegnung mit einem Clochard. Ja, nennen wir ihn einen Penner. So sieht er aus. Ungepflegt. Warum auch immer er an diesem Tag – und nur an diesem Tag – so aussieht. Ich will mich nicht mit diesem Typus abgeben. Und doch, und doch… Wir kommen ins Gespräch. In dessen Verlauf sich herausstellt: der Typ ist Israeli und echt reich. Er ist damals der Vertriebsmanager einer deutschen Kosmetikfirma und sucht einen Vertriebspartner für ein ganz bestimmtes Gebiet. Ok, Vertrieb, das kennen und können wir. Nur anderes Thema. Ein schönes Thema. Ein Jahr lang Ruhe auf den Kanaren? Vergiss es. Eine neue Herausforderung. Klingt spannend.
Und so machen wir uns auf den Weg nach Los Angeles, Kalifornien. Wir können die Dimension dieses Abenteuers gar nicht begreifen. So fliegen wir dort hin mit der Absicht, uns das „mal anzusehen“. Hahaha.
Unser Vertriebsgebiet ist unglaublich groß. Von Alaska im Norden bis hinunter nach Kalifornien. Hinüber nach Nevada und fünf Flugstunden weit hinaus auf den Pazifik nach Hawaii. So fahren wir denn mit dem Auto von Los Angeles die Küstenstraße am Pazifik entlang bis nach San Francisco. Neun Stunden. Auf einem Abschnitt der Karte, der aussieht wie „Nix“, im Vergleich mit dem ganzen „Rest“. So klein. Und doch ist diese Strecke, diese Entfernung so unglaublich weit. So weit wie der Himmel.
Nach 13 Tagen fliegen wir zurück auf die Kanaren und sagen zu.
Wir werden vom deutschen Unternehmen geschult, zertifiziert. Unsere Kunden sind die SPA‘s in Las Vegas. Ja, Las Vegas in Nevada, die Stadt, die von der Mafia gegründet wurde, um das illegale Glücksspiel zu legalisieren. Las Vegas bedeutet „grüne Wiesen“. Deshalb ist der Flor der Spieltische grün. Nevada bedeutet „das Schneeland“, las Nieves ist der Schnee. So heiß es im Sommer ist, über 50 Grad Celsius, so unglaublich kalt ist es im Winter. Kalt sind auch die Menschen. Kalt und ohne Bildung meist, ohne Krankenversicherung. Kein soziales Netz. Arme Teufel. Abgestumpft. Fast unmenschlich manchmal. Das einzige was zählt ist das Geld. Sex and Drugs and Rock n‘ Roll, Baby. Let‘s rock.
Wir werden sehr reich in Las Vegas werden, haben wir etwas zu verkaufen, was es in den USA nicht gibt, nie geben wird: Stille. Einfach nur – Stille. Doch die können auch wir nicht verkaufen. Die muss man sich selbst holen. Wie wir die Kanaren vermissen. Wie wir die Sicherheitstechnik vermissen. Das Befassen mit uns selbst. Dem Ausloten neuer Gedanken. Dem Überlegen, welche individuellen Lösungen wir in der Sicherheitstechnik dem Kunden anbieten können.
Das ist damals, das war einmal. Nicht ganz, haben wir doch auch immer im Gepäck: den Freiheits- und Sicherheitsgedanken, Absicherung, krisenfest sein. Linux. Wohlstand. Menschliches und technisches Netzwerken. Und dann kommt das Jahr 2008.
Nach 15 Monaten USA sage ich zu meiner damaligen Frau Bibi: „lass uns alles verkaufen. Wir gehen zurück nach Deutschland“. Die Stimmung in den USA ist eine ganz eigenartige. Noch nie zuvor hören wir Amerikaner auf ihren Präsidenten schimpfen. Bis jetzt. Bush junior ist auf einmal einer der unbeliebtesten Präsidenten. Ich sage: „da kommt etwas ganz Schlimmes auf uns zu. Lass uns zurückgehen nach Deutschland“. Mein Bauch sagt mir das. Ganz laut und eindringlich. Und Süd-Afrika lehrte mich, nicht nur in Gefahrensituationen auf meinen Bauch zu hören. Das nicht zu hinterfragen – sondern jetzt zu handeln.
Alle unsere Kollegen der anderen Unternehmen in Las Vegas halten uns für verrückt. Wir sind fest integriert in ein Beauty-Business-Netzwerk. Wir sind Mitglied in der Handelskammer in Las Vegas. Wir treffen uns jede Woche einmal an einem Tag morgens um 6 Uhr im Hard Rock Café auf dem „Strip“ zum „speed dating breakfast“ und halten dort kurze Vorstellungsrunden vor über 100 fremden Unternehmern zu unserem Unternehmen. Zack, zack, zack. Das Leben ist geil auf der Überholspur. Gib Gas Baby, drück das Pedal, drück durch bis zum Anschlag. Wir wohnen in der Nähe des „Strip“, im Stadtteil „Paradise“. Passend.
Es beginnt endlich zu laufen. Nun machen wir Geld. Die SPA‘s kaufen unsere Produkte aus Deutschland. Wir halten Seminare an den Schulen für angehende Kosmetikerinnen. Wir touren durch die SPA‘s mit Vorführungen. Die Amerikaner finden unseren deutschen Akzent niedlich. Wir nutzten das. Es beginnt… endlich…
2008
Wir sind wieder zurück in Deutschland. Und nach ein paar Monaten kommt: die Finanzkrise. Mein Bauchgefühl ist wahr geworden. Las Vegas Sands, eine der größten Baufirmen in der Stadt und die Stadt selbst sind über Nacht pleite. Lehmann Bros. hat mit der „Gier schlägt Hirn“ Methodik den Karren an die Welt-Wand gefahren. Wir haben die USA nicht überlebt.
So gut wie all unser Geld ist in den USA in der Wüste versandet. Was tun?
Jetzt hat Bibi die schöne Idee, ein Café zu eröffnen. Sie möchte das eh schon immer einmal machen. Ich wiederum möchte wieder in die Technik. Doch wie das eben so ist…
Ok, sage ich zu ihr. Wir drehen den Spieß jetzt einfach einmal um. Du bist jetzt die Chefin und ich helfe dir dabei. Wenn du bitte folgende zwei Dinge beachtest: nichts mit Schokolade und nie und nimmer in Singen am Hohentwiel.
Ich kenne die Stadt aus meiner Motorradzeit. Schmutzig, Kuttenträger, Ärger. Ok, ich habe damals auch eine Kutte an. Ich glaube, heute kenne ich den Ralph von damals nicht mehr. Jugendsünden halt.
Wenn du deine Gedanken auf etwas richtest, dann sei bitte vorsichtig was du denkst, was du aussprichst. Es kann sehr schnell zu deiner Wirklichkeit werden. Und so kommt es dann.
Bibi findet in Singen am Hohentwiel die geeignete Örtlichkeit mit dem tollen Thema Schokolade, Kaffee und Tee. Wir verkaufen innerhalb von drei Wochen unser Haus in Salem, kaufen eine Eigentumswohnung in Singen und übernehmen und renovieren das schoko.politan®. Ja, alles in drei Wochen. Damit beginnt unser Ausflug in den Einzelhandel. Er dauert sieben erfolgreiche schöne Jahre. Wir nennen es einen Erlebnis-Einzelhandel. Bis heute ist es der einzigste Erlebnis-Einzelhandel geblieben, den es in Singen jemals gab.
Wir schaffen eine Insel. Eine andere Dimension, in der die Zeit, die draußen auf der Strasse herrscht, keine Bedeutung hat. Menschen kommen in Hektik und verlassen uns wieder – komplett entschleunigt. Das ist genau so beabsichtigt. Namen oder Titel: im schoko.politan® haben sie keine Bedeutung. Hier sind sie Schall und Rauch. Für so manchen ist das eine Herausforderung.
Zuerst ein „Geheimtipp“, wird das schoko.politan® bald zum Magnet. Bewusst nutzen wir für uns den Pratfall-Effekt. Und als die Türe dann so richtig aufgeht, geht sie nie wieder zu. Viele unserer Kunden kommen aus der Region zwischen Zürich und Stuttgart.
Menschen wie der ZDF „anchorman“ Klaus Kleber, Götz Alsmann von „Zimmer frei“, die Band Kieran Goss, einem irischen Musiker oder der englische Schriftsteller Ken Follett und andere, besuchen uns aufgrund der Philosophie des schoko.politan®, die wie ein Leuchtturm weit hinaus strahlt.
Leuchtturmeffekt
Kieran Goss sagt uns zunächst nichts. Der Typ jedoch ist in Irland so berühmt wie Jesus in Deutschland. Er füllt ganze Stadien mit seinen Auftritten. Und so generieren wir innerhalb einer sehr kurzen Zeit eine einzigartige Marke. Geil. Und nur, weil wir alles anders machen, als alle anderen Geschäfte um uns herum.
Während der Zeit im schoko.politan® beschäftige ich mich mit Psychologie. Wieder bin ich fasziniert. Alles im Leben ist Psychologie. Und ich mache eine Hypnoseausbildung. Ich stelle fest: alles im Leben ist Hypnose. Und anschließend die Ausbildung hin zum Heilpraktiker Psychotherapie. Die Prüfung mache ich nicht. Ich möchte ja nur wissen, was mit mir los ist. Wirkt meine Erkrankung etwa noch immer nach? In meiner Seele? Im Unbewussten? Im Innen wie im Außen? Spiegelwirkung?
Und ich möchte wissen, weshalb die Menschen so ticken wie sie es tun. Wie kommt es, das manche Menschen bei uns entschleunigen können, andere wiederum nicht? Was machen die Sinne mit den Menschen im täglichen Leben? Was machen die unbewussten, kognitiven mentalen Muster in uns? Mit uns? Wie wirken sie? Lassen sich die Menschen gezielt steuern? Zu etwas bewegen, über das sie nie bewusst nachdenken? Weshalb ist das Emotionalgehirn wichtiger als das Rationalgehirn? Der Nervus Vagus und die Amygdala? Wie kann ich das nutzen?
Und so finde ich den Weg in die Psychologie im Einzelhandel. Hypnose, Framing- und Priming-Effekte. Ich gebe Coachings in mentalem Training. Rucksäcke aus der Vergangenheit ablegen können. Loslassen können. Kognitive Stärke und Freiheit. Neue Wege finden. Stark sein. Sicher sein. Da ist es wieder: Sicherheit. Und Freiheit. Willst Du sicher gehen, gehe in der Gruppe. Willst Du schnell gehen, gehe in Freiheit. Und im Reinen mit dir selbst.
Es hätte jetzt alles Gut sein können. Ich habe eine eigene Coachingpraxis in Singen am Hohentwiel. Die ersten Erfolge stellen sich ein. Doch dann gibt es da schon wieder ein Ereignis in meinem Leben. Ein Verkehrsunfall gibt meinem Leben wiederum eine neue Wendung. Ein Autofahrer übersieht mich in der Stadt mit meinem Fahrrad und da liege ich nun auf der Strasse. Mein elfter Brustwirbel ist gebrochen. Meine linke Schulter nur noch Matsch. Aus mit Coaching. Vollgepumpt mit Morphinen und anderen starken Schmerzmitteln kann man kein Mentalcoaching oder gar Hypnose machen. Ausgeschlossen. Aufgeben und Wehklagen? Auch ausgeschlossen.
Also suche ich nun wieder nach einem neuen Weg. Im Hinterkopf: Freiheit und Sicherheit. Was soll ich nur tun? Jammern und Beschweren? Nein. Bringt mich nicht weiter. In mich gehen und fragen: was willst Du in Deinem Leben? Ja. Welchen geschäftlichen Weg willst Du nehmen? Welchen Weg willst Du überhaupt gehen? Geld? Ja. Geld ist keine Sicherheit aber Freiheit. Ok. Geld. Doch es darf nicht zu meinem Lebensmittelpunkt werden. Geld. Mhhm. Welches Geld? Kapital? Ja Kapital. Ein Begriff mit großem Inhalt. Inhalt ist auch Innehalten. Nutze das, was da drin steckt, im Inneren.
Mein Kapital ist, andere Wege zu gehen als andere. Wege finden. Wege entstehen wenn man bereit ist sie zu gehen. Sie entstehen in diesem Augenblick. Auch für mich. Für jeden. In jedem Augenblick. So habe ich ein Ziel. Der Weg entsteht. Kapital. Sachwert? Ja. Kapitalanlagen Immobilien? Ja. Oh Mann Ralphi! Weshalb bin ich da nicht früher drauf gekommen? Weil meine unbewussten kognitiven emotionalen Muster in mir das verhinderten. Psychologie halt. Und so findet dann doch wieder alles zusammen. Jetzt macht alles einen Sinn.
Und so wird aus einem Jahr des geplanten Nichtstun auf den Kanaren eine längere Reise, in mehreren Etappen und mehreren Jahren, zu mir selbst. Eine Reifeprüfung mit Be- und Entschleunigung. Sicherheit. Gibt es nicht. Freiheit. Liegt da, vor mir ausgebreitet. Sicherheit in der Freiheit. Das ist Vollkommenheit.
Endlich angekommen
Mein Lieblingsthema Freiheit und Sicherheit hat mich wieder. Doch auf einer anderen, viel feineren Ebene. Der Wechsel vom IT-Sicherheitstechniker zum Finanz-Sicherheitstechniker ist vollzogen.
Als Sicherheitsexperte und Ideengeber in der Finanzdienstleistung empfehle ich die einzigartige Alternative: Kapitalanlagen Immobilien und Fondsprodukte. Sichere finanzielle Freiheit für Dich und Deine Familie! Aktiver Inflations- und Strafzins-Schutz. Grundbuch statt Tagesgeldkonto oder Sparbuch. Kapitalanlagen Immobilien als stabile Sachwertanlage.
Doch was ist das Kapital? Was wird in Zukunft damit? Können wir es auch künftig sichern? Ja. Weshalb verlieren wir 2008 alles in Las Vegas? War das absehbar? Ja. Weshalb müssen wir alle 2009 die Banken retten? Waren wir darauf vorbereitet? Nein. Weshalb wurden wir nicht einmal gefragt? Wird es sich wiederholen? Ja. Was macht Corona mit uns? Können wir uns vor dem viel gefährlicheren Virus auf dem Kapitalmarkt schützen? Ja. Durch warten oder reagieren? Nein. Durch agieren? Ja.
Wie entsteht der Euro? Wer gibt den Auftrag zum Druck? Was ist FIAT-Geld? Gibt es einen natürlichen Lebenszyklus beim FIAT-Geld? Was ist Inflation? Was ist Deflation? Was ist die Giralgeldschöpfung? Und überhaupt: wie funktioniert denn unser Geldsystem? Weshalb wird das nicht schon den Jüngsten in den Schulen gelehrt? Weshalb wird das Thema erst wichtig, wenn Menschen „ihr“ Geld am Ende des Monats auf dem Konto haben? War es das? Oder ist da noch viel mehr? Beginnt etwa genau hier an diesem Punkt die Geschichte erst so richtig interessant zu sein? Hier an diesem Punkt, an dem viele Menschen sich zurücklehnen und glauben, ihr erwirtschaftetes Kapital, vom Arbeitgeber am Ende des Monats überwiesen, sei sicher?
Es ist ja noch nicht einmal ihr eigenes Geld, es gehört ihnen nicht. Ja, richtig gelesen. Der Euro ist nicht das Geld der Menschen. Es ist das Geld der Banken.
Ja, hier beginnt es erst so richtig, interessant zu sein. Ab hier ist es unglaublich interessant.
Und so werde ich vom IT-Sicherheitstechniker zum Sicherheitstechniker in der Finanzwelt. Vom Geldwert in den sichereren Sachwert. Denn die Zahl auf dem Euroschein ist nur ein schöner Schein. Ein Versprechen der europäischen Zentralbank, der EZB. Von inneren Werten, von „Value“, hat sie nichts gesagt.
Ralph Oberbillig
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