Samstag, 10. Mai 2025

Der Spiegel

Der Spiegel






Für Petra. Für meinen Engel. Für Deine Liebe.


Ich liebe Dich.



 

Träumte einen Traum... ein Universum und Leben an einem Tag.

    Es gibt kein Vielleicht. Nur wahre Absichten.

    Das Universum beschenkt uns. Mit Fehlern, die für uns gemacht sind. Wir sollen sie in diesem Universum begehen. Und aus ihnen lernen. Und wir sollen los lassen lernen. Auf dass wir enttäuscht werden und den Blick wieder frei bekommen. Auf das Wesentliche und das wahre Leben. Und irgendwann kehren wir dann zurück nach Hause...

    Wir sind eins. Wir sind wahr. Wir warten. Jahrzehnte warten wir auf uns. Ohne zu ahnen dass es so ist. Wir treffen Menschen, heiraten, haben Kinder. Lassen uns scheiden. Der Fehler ist, all das nicht zu tun. So tun wir es...

    Und dann triffst du diesen einzigartigen Menschen. Du siehst ihn. Und du weißt: es ist dieser Mensch auf den du schon dein ganzes Leben gewartet hast. Bis zu diesem Tag, bis zu dieser einen Sekunde ist alles ein geordnetes Gefüge, geht seinen Gang. Und auf ein Mal steht deine Welt Kopf. Von jetzt auf gleich gerät alles so durcheinander wie es nur durcheinander geraten kann.

    Bewusst zurücknehmen und abschließen. Geschützt und abgeschlossen. Überzeugt, mir geschieht nichts. Dem Glauben erlegen, sicher zu sein. Sicher vor Gefühlen...

    Mein Name ist Leo. Leo Göck Landau. Und ich schreibe Geschichten. Authentische Geschichten aus dem realen Leben.




Ihr sollt nicht…

Ihr sollt nicht eure Flügel falten,
    damit ihr durch Türen kommt,
noch eure Köpfe beugen,
    damit sie nicht gegen eine Decke stoßen,
noch Angst haben zu atmen,
    damit die Mauern nicht bersten und einstürzen.

    Ihr sollt nicht in Gräbern wohnen,
die von den Toten für die Lebenden gemacht sind.
    Und obwohl von Pracht und Glanz,
sollte euer Haus weder euer Geheimnis hüten,
    noch eure Sehnsucht beherbergen.

    Denn was grenzenlos in euch ist,
wohnt im Palast des Himmels,
    dessen Tor der Morgennebel ist und dessen
Fenster die Lieder und die Stille der Nacht sind.

    Khalil Gibran (1883 – 1931)



    “Hallo ich bin es. Linda. Erinnerst du dich? Linda Krain. Fast vierzig Jahre sind vergangen. Erinnerst du dich? Früher hatte ich einen anderen Familiennamen. Wie geht es dir? Was machst du? Leo, erinnerst du dich noch?”

    Vor zwei Jahren. Es ist der achte August. Linda? Was? Selbstverständlich erinnere ich mich. Ich muss nicht überlegen wer das ist. Ihr Bild ist sofort präsent in mir. Ihre wunderschönen lachenden Südtiroler Augen, diese süßen Wangen. Sommersprossen... Oh Gott Linda. Die Erinnerung an sie berührt mich. Wir sind Kinder. So verdammt jung und fast unschuldig noch im Verhalten und Sein. Sie fünfzehn, ich achtzehn Jahre alt. Mitten in der Pubertät. Pickel und Gefühlschaos, der erste Sex. Es ist Anfang der achtziger Jahre.


Elfter Oktober. Überlingen am Bodensee.

    Mein Motorrad parkt unten auf der Straße, ich sitze mit meiner Freundin und ihrer Mutter in der Küche. Wir rauchen, trinken Kaffee, reden. Es ist ein später Freitag Nachmittag, fast Abend. Die Natur tendiert in Richtung Winter. Dann höre ich wie die Wohnungstüre geöffnet wird. “Huhu, bin wieder zuhause...” Oh was für eine schöne Stimme. Und schon erscheint schräg im Türrahmen der süßeste Kopf den ich jemals gesehen habe. Ich bin arg verwirrt. “Das ist doch nur meine kleine Schwester”, höre ich meine Freundin leicht verächtlich sagen. Mein Herz pocht. Diese Augen. Was für ein atemberaubend schönes Mädchen.


Heute.

    Jetzt kann ich es geschehen lassen. Traue mich endlich den Gefühlen hinzugeben. Ich reite ein Wildpferd. Es ist bockig. Es ist zornig. Will nicht gezähmt sein. Es trägt mich. Es schüttelt mich durch. So viele Stimmen in meinem Kopf. So viele Bilder und Geschichten.

    “Schreib, schreib endlich!” Diese Stimme in meinem Kopf. Sie ist anders als sonst. Bestimmend, fast zornig. Bisher rede ich mich erfolgreich damit heraus keine Zeit zu haben. Woher soll ich denn wissen wie viel Zeit ich habe? Vor ein paar Wochen und aus heiterem Himmel schreit sie mich einfach an. Diese Stimme. Ich erschrecke. “Ja ja, ist ja schon gut.” Ok. Aber was soll ich denn schreiben?

    Mein erster Schritt des Schreibens ist eine ganz bestimmte Art von Musik. Die Worte verstehe ich nicht gänzlich. Ich höre die Melodien mit dem Herzen. Mein Herz versteht diese Sprache. Die Worte sind Slowenisch. Die Sprache meiner Vorfahren. Mit dieser Musik kommen mir die eigenen Worte in meiner Fantasie, formen sich zu Bildern. Werden zu Sätzen. Jetzt ist es wie das Reiten der Welle auf einem Surfbrett. Auf der einen Riesenwelle vor Nazaré. Die eine große Welle auf die ich warte. Jetzt ist sie da. Die Energie trägt mich vorwärts. Und diese Energie ist fantastisch, unglaublich kraftvoll. Doch eine Welle ist nicht der Ozean. Da ist noch viel mehr.

    Und es sind die Bilder. Mir ist, als blicke ich durch die Augen meiner Großeltern zurück in die Vergangenheit meiner beider Familien. Und ganz besonders hinein in die slowenische Familie. Immer und immer wieder. Es ist, als fühle ich meinen Urgroßvater. Rieche ihn, nehme ihn wahr. Seine Eltern, die Geschwister. Das Dorf in den Julischen Alpen. Als sehe ich durch seine Augen das Massiv des mächtigen Triklav. Das Dorf Strmec na Predelu, seine Heimat. Die Armut, den Hunger. Das ganze Elend. Die Habsburger Monarchie erliegt noch der Illusion eines Großreiches Österreich-Ungarn. Mein Urgroßvater Jannis ist sechzehn Jahre alt.

    Mir wird mein Trauma bewusst. Es meldet sich wieder. Es ist permanent anwesend und führt ein dickköpfiges Eigenleben. Das ‘Permanent’ ist ihm sehr wichtig. Mein Trauma hat einen Namen: Elfter Oktober.

    Diese Stimmen. Diese Bilder. Diese Klänge und Farben. In meinem Kopf. Sie sind so mächtig. Nur wenn ich diesen bestimmten Zustand in mir fühle kann ich diesen ersten Schritt tun. Immer und immer wieder versetze ich mich in diesen Zustand. Dann bin ich auf dieser Welle die mich fortträgt. Dann öffnet sich im Hier und Jetzt wieder eine weitere Türe in die Vergangenheit und in die Zukunft zugleich. Dann sehe ich einen sehr langen dunklen Flur vor mir in dem ich bin. Es ist ein Flur mit beidseitig unzähligen Reihen geschlossener Türen. Kalt und Dunkel. Abweisend. Kein Licht.

    Durch meine Anwesenheit öffnen sich ersten Türen. Sie geben den Blick frei in Zimmer mit weit geöffneten Fenstern. Klänge, Melodien, Stimmen, Gerüche, Farben, Gefühle... Es ist die Zukunft, verbunden durch den langen Flur der Vergangenheit. Verbunden im Fluss der Zeit, über diesen Flur im Jetzt. Es sind die ersten Türen die ich bewusst öffne. Helle Zimmer. Lichtdurchflutet. Wärme. Am Ende des Flures gibt es kein Trauma mehr. Dann sind alle Türen geöffnet. Dann bin ich endlich ganz bei mir und frei. Und doch wird das Trauma für immer da sein.


Jetzt.

    Eine neue Seite der Geschichte blättert um. Eine Geschichte, die vor so langer Zeit ihren Anfang nimmt. Und zugleich doch noch gar nicht existiert. Sie entsteht gerade jetzt in diesem Augenblick. Diese Musik. Sie berührt mein Herz. Lebenslinien verbinden sich durch alle Zeiten hindurch.

    Was meiner Großmutter Sophie, Soška, widerfährt, überträgt sich auf mich. Nonverbal. Nie ausgesprochen und doch wird es übertragen. Mit Gesten, Stimmungen. Gespräche die nicht stattfinden... mir ist es nicht möglich die Gefühle zu fassen. Kann diese nicht wirklich beschreiben. Im Nebel der Vergangenheit. Doch sie sind da. Mehr Ahnung als Tatsache. Wie durch einen Schleier hindurch, fühle ich diffus ihre Anwesenheit. Ihre Auswirkungen spüre ich fast schon mein ganzes Leben lang. Im Kindergarten bin ich gerade einmal einen einzigen Vormittag. Diesen erlebe ich aufgelöst in einem See aus Tränen und mit heftigem Bauchweh. Angst. Mir ist übel. Nie wieder gehe ich dort hin. Die Schulzeit ist die schlimmste Zeit meines Lebens. Mobbing. Keine Hilfe von Außen. Das nicht sehen wollen der Lehrer. Wegsehen. Einer meiner Klassenlehrer ist Alkoholiker. Das Trauma von Sophie wird zu meinem Trauma. Sie hat ihr ganzes restliche Leben Angst, die Schergen der SS kommen sie holen...

    Sophies Angst, ihr Trauma, führt zu meiner feinen empathischen Sensibilität. Die Welt anders wahrnehmen. Eine Fähigkeit, die mir heute sehr hilft. Früher trage ich damit eine schwere Last, ich hasse es. Zerbreche fast daran. Heute liebe und genieße ich oft meine feinen Antennen. Diese Fähigkeit gibt mir Vorteile. Es ist ein Geschenk das ich irgendwann bereit bin anzunehmen. Ich nenne es das ‘Menschenlesen’. Und manchmal erschrecke ich darüber, wie gefühllos und von Enttäuschungen gezeichnet viele Menschen kalt durch ihr Leben stolpern. Unfähig ihre eigenen schönen Gefühlen leben zu können. Mich friert. So muss ich stets gewahr sein, damit die Gefühllosigkeit des Gegenüber mich nicht überrennt. Ich lerne mich bewusst zurückzunehmen und abzuschließen. Ich schütze mich und meditiere.


Der Brief.

    “Komm Linda, ich zeige dir wie das geht. Steig auf, wir fahren ein bisschen durch die Gegend.” Mein Herz pocht mir schon wieder bis zum Hals. “Aber Leo. Ich bin doch noch nie Motorrad gefahren. Und meine blöde Schwester wird mir wieder böse sein.” Doch ich will ihr nahe sein. Die ganze Welt soll verschwinden. Nur Linda und ich...

    ”Du kannst dich ganz eng an mir festhalten Linda. Es ist sicher. Komm.” Wir fahren von Überlingen nach Salem. Die Strecke durch den Wald. Ein paar Kurven durch die Apfelplantagen im Hinterland. Salem entgegen. Sie ist ganz nah bei mir, sitzt hinter mir, meine süße Sozia. Hat ihre Arme um mich geschlungen. Glück. Langsam fahre ich bergab am Langbau des Internats vorbei. Dann biege ich links in den langen Wirtschaftsweg in das ehemalige Ried ein. Fahre so lange, bis auf der linken Seite ein kleines Wäldchen erscheint. Ich will mit ihr ungestört sein. Schon wieder bin ich nervös. Wir halten an, sie steigt ab und lehnt sich an das Motorrad. Wir stehen uns gegenüber und blicken uns stumm ganz tief in die Augen. Ganz nah. Fast berühren sich unsere Nasen. So nahe komme ich ihr. Sie duftet so wunderbar. Diese wunderschönen Augen... Unerfahrenheit und Sehnsucht. Unsere Lippen berühren sich nicht. Ich wage es nicht sie zu küssen. Glaube, dass sie mir dann böse ist. Verpasste Chancen. Wir fahren zurück nach Überlingen. Ungeküsst. Blöd. Ihre Schwester erwartet uns mit einer Breitseite böser Worte. Enttäuscht über meine Mutlosigkeit fahre ich nach Hause.


Liebesworte.

    Es ist mein erster Liebesbrief überhaupt. “Liebe Linda... ich liebe dich...” Schon wieder pocht mein Herz. Ich muss ihn ja nicht absenden. Kann ihn verstecken. Geheime Worte, die nie bekannt werden. Heimliche Liebe. Ich beruhige mich. Langsam schreibe ich weiter. Wohl überlegte Worte. Zu dreist? Nein nein. Schreib weiter, schreib. Nasse pubertierende Hände. Der Füller. Blaue Tintenflecken. Abgekaute Fingernägel. Die Augen von Linda. Mir ist so heiß. "Punkt. Punkt. Punkt. Dein Leo.”

    Gleich kommt meine Freundin zu mir. Ich verstecke den Brief. Und vergesse ihn. Ich vergesse meine Freundin. Ich vergesse auch Linda. Beende meine Lehre und gehe für vier Jahre zur Bundeswehr. Schießen. Unfall mit dem Motorrad. Es ist knapp. Aber ich werde wieder gesund. Es dauert zwei sehr lange Jahre. Und ich heirate, wir bekommen ein Kind. Die Ehe hält nicht. Kalt. Nach eineinhalb Jahren ist es vorbei. Tiefe Enttäuschung. Schmerz. Darf mein Kind nicht mehr sehen. Was Frauen so einfällt. Einfach um Schmerz zu bereiten. Das Gericht macht mit. Sinnlos. So großer Schmerz. Nie wieder möchte ich ein Kind haben. Ich schwöre es.


Dreißig Jahre.

    Was du gibst kommt zu dir. Was du nimmst verlässt dich. Öffnest du dein Herz bekommst du Freude. Du kannst nur geben was selbst in dir ist. Nach Jahren, Jahrzehnten. Ein Lebenszeichen. An den Vater, an mich. Und doch. Und doch unverbindlich. So wie früher. Ohne wahre Liebe, ohne eine warme Absicht. Wie die Kindsmutter. Kaltes Herz. Kälter als Eis. Kein Herz. Berechnend. Geld fixiert. Kaltes Grab. Kein liebes Wort. Kein Bedauern.

    “Hallo du, vielleicht wird es etwas. Vielleicht geht der Schuss nach hinten los. Aber ich wollte einfach die Chance nutzen und dir die Gelegenheit geben mich kennen zu lernen. Ungeachtet dessen was bisher war. Falls du möchtest, können wir gerne Adressen oder Nummern austauschen. Mir geht es nicht darum Vergangenes aufzuwühlen, sondern einfach in die Zukunft zu schauen.”

    Der Vater, ich. Seit der Trennung von der Kindsmutter. Schmerz. Ich kenne sein Kind. Kenne es besser als das Kind sich selbst. Sein einziges Kind. Der Vater in seiner eigenen Sprache seine Worte nicht mehr findet. Muss weiterhin sein was er nie war, nie sein wollte. Hart. Herzlos. Zum eigenen Schutz. Antwortet er in der Sprache des Urgroßvaters. Eine Sprache, die in der Zeit viel Schmerz und Leid erträgt. Aufgeladen ist mit Schmerz und Leid. Und nur dort im Schmerz findet sich Übereinstimmung.

    Nur dort...

    “Nisi se spremenil. Toda moje srce je mrtvo. Samo želel sem biti tvoj oče. Niste hoteli. Toliko bolečin. Tako sem umrl. Ne morem ostati pri tebi. Imej lepo življenje.”

    “Du hast dich nicht verändert. Aber mein Herz ist tot. Ich wollte nur dein Vater sein. Du wolltest nicht. So viel Schmerz. So bin ich gestorben. Ich kann nicht bei dir bleiben. Ich wünsche dir ein schönes Leben.”

    Sein Kind. Antwortet unverbindlich. So wie früher, ohne warme Absicht. Ohne wahre Absicht. Vorgelebt von der Kindsmutter. Hat es verinnerlicht. Kaltes Herz. Kälter als Eis. Kein Herz. Berechnend. Geld fixiert. Kaltes Grab. Kein liebes Wort. Kein Bedauern.

    “Okay, dann ebenfalls noch ein schönes Leben.”

    Trauer. Schmerz. So viel Schmerz. Wie lange noch? Wie lange erträgt ein Mensch?


Vierzig Jahre.

    “Leo, erinnerst du dich noch an deinen Brief? Ich habe ihn erhalten.” Brief? “Linda, welcher Brief?”

    “Na deinen Liebesbrief, den du mir geschrieben hast. Damals. Wir waren so jung.”

    Moment mal. Welcher Brief denn? Langsam kommt die Erinnerung zurück. Das ist so unglaublich lange her. “Linda, du hast ihn erhalten? Ich habe ihn damals nicht mehr gefunden und dann vergessen.”

    “Leo, meine Schwester hat ihn damals an sich genommen. Es gab einen Riesenkrach zuhause. Sie hat ihn mir in unserer Küche unter die Nase gehalten. So viele liebe Worte. Deine Worte. Ich war so tief berührt. Voller Wut hat sie herumgeschrien. Du warst im Krankenhaus nach deinem Unfall und hast nichts mitbekommen. 'Diesen Krüppel kannst du haben', hat sie geschrien. 'Der liebt nur dich und mich nicht...' Da habe ich ihr eine saftige Ohrfeige verpasst. Die Brille flog einmal quer durch die Küche und war kaputt. Meine Mutter und sie waren gegen mich. Nur mein Stiefvater hat zu mir gehalten.”

    “Seit über vierzig Jahren trage ich dich mit mir herum Linda. In meinem Herzen, fast nicht wahrnehmbar. Doch du warst all die Jahre da. In mir.” Jetzt bin ich bewegt. Ungezählte Telefonate und Textnachrichten folgen. Fotos fremder Gesichter ihrer Familie und irgendwie doch so vertraut...

   “Ich liebte dich Linda. Kein verliebt sein. Liebe."

   “Ja Leo, ich liebte dich auch.”

    Nach vier Wochen treffen wir uns in Radolfzell am Bodensee. Ich buche ein Hotelzimmer. An der Rezeption möchte man wissen ob es privat oder eine Geschäftsreise ist. Der Kurtaxe wegen. Und welches Unternehmen... ich schreibe den Namen. Es ist das Unternehmen 'vierzig Jahre verlorene Liebe'. Linda wartet in der Lobby. Beide sind wir überrascht über den heftigen Sturm der Gefühle der über uns hereinbricht. Die heftigen Küsse, der überhaupt erste Sex zwischen uns. Unstillbarer Hunger. Nach mehr als vierzig Jahren des ungeküssten Seins. Sie duftet noch immer so gut. Nichts ist süßer als dieser Augenblick der kompletten Verschmelzung...


La vida es bella. Wirklich?

    Du bist immer sehr beschäftigt. Sagst du, und hast immer viel zu tun. Dein Name ist Manuela und du bist Lehrerin. Englisch Oberstufe. Mein Eindruck ist, dass Du nicht wirklich romantisch bist. Deine mir nicht zu Verfügung stehende Zeit für mich nur vorschiebst.

    Das erste Mal treffen wir uns gehend. Wir gehen mit Anderen durch den Wald. Sprechen. Wenn wir nicht sprechen singst Du leise vor dich hin während wir gehen. Ein Summen fast. Ich mag deine Stimme. Manchmal hast Du eine Kopfstimme und dann kippt sie oben über. Ganz kurz nur. Und doch ist Deine Stimme gefestigt, ruhig.

    Wir treffen uns mit Anderen bei dir Zuhause. Spiele Abend. Ich umarme dich viel zu kurz bei unsere Verabschiedung. Mir fehlt schon wieder der Mut für länger. Du könntest etwas merken... du bist intelligent. Wir sind zu sechst. Ich schmunzle. Ich kann mich auch irren. Aber ich empfange diese Schwingung von dir. Auch die beste Schauspielerin zeigt irgendwann ihr wahres Gesicht. Ich bin gespannt wann dieser Augenblick da ist.

    Schon wieder gehen wir. Nur wir beide dieses Mal. Zuerst im Wald hoch, dann rüber zur Burg. Es ist Weihnachtsmarkt. Wir kommen etwas vom Weg ab und du rutscht aus auf dem nassen Laub im Wald. Setzt dich auf deinen Hintern. Und sagst, du bist gut gepolstert. Ich erwidere dass ich das nicht beurteilen kann und grinse in mich hinein. Strecke dir meine ganze Hand hin. Doch du nimmst nur meinen Daumen und ziehst dich daran wieder hoch.

    Du bist so ganz anders als die Frauen die ich kenne. Als ich dich nach Hause fahre, knallst Du die Autotüre etwas heftig zu und läufst einfach schnell weg. Sagst nicht auf Wiedersehen. Drehst dich nicht mehr um. Vielleicht musst du auch nur dringend auf die Toilette?


Winter im Herzen.
    “Weißt du Linda, das ist der Winter. Ich hab das jeden Winter in dem ich unglücklich bin. Ich mag sie nicht, diese Winter. Aber ich habe wieder begonnen zu schreiben. Nach so langer Zeit schreibe ich wieder an meiner Geschichte. Im Sommer soll sie fertig sein. Um zu schreiben brauche ich diese leicht melancholische Stimmung. Sonst kann ich nicht schreiben. All der Schmerz den ich schon so lange in mir trage schreibe ich aus mir heraus. Das Trauma in der Familie. Du bist Teil dieses Geschichte die ich schreibe. Nicht Teil meines Traumas. Für das Lektorat nächstes Jahr habe ich schon meine Fühler ausgestreckt. Es wird eine neutrale Person sein.”

    Warst du schon einmal in einem Seminar? Da steht jemand vorne auf der Bühne und erzählt. Du erhoffst dir einen neuen Input für Dein Leben. Irgend einen Impuls, der dich triggert. Irgend etwas. Weil der Kompass deines Lebens dir nicht mehr die Richtung anzeigt. Die Nadel dreht sich verloren im Kreis. Du wartest auf diesen Aha-Moment. Aber er kommt nicht. Du bist hier, weil du frustriert bist. Doch es fehlt die Authentizität in der Veranstaltung.

   Kompromisslos dreht sich deine Kompassnadel weiter im Kreis.


Sonntag.

    Du stehst hinter mir. Weißt nicht dass ich vor dir stehe. Aber ich nehme dich wahr. Mein Rücken wird ganz warm, während ich mich Freunden zugewandt mit ihnen unterhalte. In einer größeren Gruppe stehen wir mit den Anderen auf einem Parkplatz und warten. Wir sprechen über die heutige, bevorstehende Route die wir wandern wollen. Wir sprechen über das Wetter. Mag es halten? Wird es regnen? Und wie so oft schon in meinem Leben bin ich wieder irritiert über das, was meine feinen Antennen wahrnehmen. Wahrnehmen, fernab aller Worte.

    Dich.

    Weshalb fühle ich deine Wärme? Ich kenne dich nicht. Das Einzige was mir bekannt ist über dich: du existierst. Wer magst du sein? Wer bist du, dass du es vermagst mich Wärme spüren zu lassen? Meine beiden Ichs flüstern miteinander. Ganz leise. Streiten sie miteinander? Irgendwie sind sie sich gewiss im Flüstern. Uneinig in ihren Aussagen.

    “Leo, nachher gehst du neben ihr.”

    “Nein Leo. Nein. Dieses Mal nicht. Es hat schon zu oft mit einer Enttäuschen geendet.”

    “Aber Leo. Wie willst du sie denn kennen lernen? Du musst neben ihr gehen.”

    “Nein. Warte ab. Warte auf irgend eine Art der Einladung...”

    Du hast neue Wanderschuhe und möchtest sie ausprobieren. Der heutige Tag soll zeigen, ob du länger darin laufen kannst. Willst wissen, ob sie dich nicht drücken. Aber eigentlich willst du lieber auf einen Geburtstag gehen und feiern. Du bist eingeladen. Und entscheidest dich doch fürs Wandern.

Mein Knie schmerzt noch etwas. Ein paar Wochen habe ich pausiert, konnte nicht joggen. Der heutige Tag soll mir den Beweis liefern, dass das Knie hält. Aber eigentlich habe ich so gar keine Lust zum Wandern. Will lieber ausschlafen. Und entscheide mich doch fürs Wandern.

    Wir wandern gemächlich in der Gruppe. Ich beobachte dich aus der Ferne. Und warte auf etwas. Was das sein soll weiß ich nicht. Was für eine Einladung wird das sein? Wie wird sie aussehen? Ich glaube ich bin verrückt. Verrückte Gedanke, Fantasie. Erwarte ich dass du zu mir kommst und sagst: "Hey du, ich lade dich ein." So etwas? Nein nein nein. So etwas gibt es nicht. Ich wandere und grüble. Beobachte dich. Interessante Frau. Eigener Charakter im Aussehen, Sprechen und im Gehen. Anders. Irgendwie... schön?! Nach einer Weile machen wir alle zusammen Rast. Du stehst etwas von mir entfernt in einer Gruppe von Vieren. Halbkreis, zur mir geöffnet. Auf einmal ruft jemand aus der Gruppe: “Leo, kommst du mal?” Oh Wow! Meine Einladung ist da. Ich fasse es nicht.

    Und dann stehe ich auf einmal diesem einzigartigen Menschen gegenüber. Dir. Ganz nah. Ich sehe dich an, betrachte dich. Nehme dich wahr. Du siehst mich an und lächelst. Ich bin bei dir. Und ich weiß: du bist dieser Mensch auf den ich schon mein ganzes Leben gewartet habe. Auch wenn wir es nicht wussten. Nun sind wir eins. Nun sind wir wahr. 

    Deine Stimme, dein Lächeln. Dein schönes Gesicht. Eine Saite in mir beginnt zu schwingen. Du berührst mich vom ersten Augenblick an. Und ohne dir darüber bewusst zu sein beginnst du eine Melodie darauf zu spielen. Es geschieht einfach so. Es ist so wunderschön. Bitte spiele weiter deine Melodie auf dieser Saite... bitte höre nie wieder auf diese Melodie zu spielen. Warum du mich so tief berührst und es geschah kann ich dir nicht sagen. Ununterbrochen lächelst Du während wir uns zuhören und ansehen.

    Nach der Wanderung will ich dich nicht einfach wieder gehen lassen, nehme all meinen Mut zusammen. Will keine verpassten Chancen mehr in meinem Leben haben. Ich will dass das Glück und die Liebe bei mir zuhause ist. Bei uns.

   "Willst Du mich im Auto mitnehmen?" frage ich dich. "Wir haben fast den selben Heimweg." Ich hätte dich jetzt so gern gehalten in meinen Armen. Dein schönes Gesicht geküsst, den Geschmack deiner zarten Lippen geschmeckt und den Duft Deiner Haut in meine Nase eingesogen... All das ist noch zu früh. Auch meinem Drang, dir einfach mit der Hand durch dein schönes wildes Haar zu fahren gebe ich nicht nach. Es fällt mir so schwer. Als wir bei mir zuhause ankommen frage ich dich, ob wir uns zum Abschied umarmen wollen. Du willigst ein und wir steigen aus dem Auto, umarmen uns. Ich gebe dir ein Küsschen auf die Wange und bin ganz aufgeregt. Später erzählst du mir, dass du das Gefühl hattest, es ist der Beginn von etwas sehr Wunderschönem...

    Ich habe mich in dich verliebt. Es ist einfach so wie es ist. Es geschah einfach so mit einer unglaublichen Leichtigkeit.

    Bis zu diesem Tag, bis zu dieser einen Sekunde ist alles ein geordnetes Gefüge, geht seinen Gang. Doch auf ein Mal stehen unsere beiden Welten Kopf. Sie sind eins geworden. Von jetzt auf gleich gerät alles so durcheinander wie es nur durcheinander geraten kann. Und doch. Von jetzt auf gleich findet sich was schon immer zusammengehört und vorbestimmt ist.

    Meine Kompassnadel hat aufgehört sich zu drehen. Nun zeigt sie mir die Richtung.

    Ich blicke in mein Spiegelbild. Aber ich sehe mich nicht. Ich nehme uns wahr. Wir träumen zusammen einen wunderschönen Traum. Er ist zu unserer wunderschönen Realität geworden. Ist es Sommer? Ist es Winter? Alles ist irgendwie total durcheinander geraten. Liebevolle Gefühle. Eine einzigartige tiefe Liebe und großes Vertrauen ineinander. Gewissheit. Du liebst mich. Wir sind eins. Wir sind wahr. Wir lieben uns. Anders als in der Jugend. So wunderschön. Und alles an einem einzigen Tag.



© Ralph Oberbillig



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Montag, 17. Juni 2024

Erwachen, Gefühle zulassen und zuhören





Mein Name ist Leo. Leo Göck Landau. Und ich schreibe Geschichten. Authentische Geschichten aus dem realen Leben.


Weißt du was das Schlimmste ist? Auch ich denke noch ab und zu: das kann doch alles gar nicht wahr sein. Auch ich traue den Gefühlen die ich habe und der Situation in die sie mich brachten manchmal nicht. Es ist zu schön um wahr zu sein. Kann es gar nicht wirklich glauben. Doch. Es ist. Wenn sie es zulassen unterhalte ich mich mit Menschen darüber, dass sie auf ihre Gefühle hören sollen. Es ist interessant, weil sich oft das Gespräch um diesen Punkt dreht. Alle haben eine Sehnsucht nach erfüllendem Glück. Gefühle sind die Sprache der Seele. Oft habe ich schöne Gefühle inmitten diesem wilden Wirbelsturm der um mich herum tobt. Inmitten all der Hässlichkeit scheint die Sonne und es ist windstill. Muss mir das nur wieder jedes Mal bewusst machen. Achtsam und bewusst festhalten, um es anschließend achtsam und bewusst wieder gehen zu lassen. Es fließen lassen zu können in Wellen. Geschehen lassen können, zulassen können. Vertrauen in das eigene Sein haben. Permanent kommen und gehen Gefühle und Gedanken. Es sind die unzähligen Wellen eines unendlichen schönen Ozeans...






Die innere Einstellung sorgt dafür, welchen Menschen wir begegnen. Hast du eine positive Einstellung, wirst du positiven Menschen begegnen. Schläfst du? Dann wirst du schläfrigen, uninspirierten und langweiligen Menschen begegnen. Lacht dein Herz? Dann wirst du schönen Menschen begegnen. Bist du bereit Antworten zu geben? Dann begegnen dir Menschen mit Fragen. Bist du darauf vorbereitet deine Antworten für dich selbst zuzulassen? Nein bist du nicht. Bist du nie. Die Wahrheit ist manchmal eine Katastrophe. Das schöne altgriechische Wort Katastrophos beschreibt einen Umkehrpunkt. Raus aus der Sackgasse des bisherigen Lebens und hinein ins Glück. Endlich hinein ins eigene schöne Leben in dem für dich die Sonne scheint. Bist du wach?


Das kann doch alles gar nicht wahr sein.


Doch. Es ist. Fast kann ich es nicht glauben. Schöne Menschen begegnen mir im Zentrum meines Seins. Inmitten dieses Chaos das sich Leben nennt. Im Zentrum scheint mir die Sonne ins Gesicht, es ist windstill und harmonisch. Ich genieße es so sehr. So schöne Gespräche. Ich habe Antworten dort wo ich früher Fragen hatte. Drumherum tobt der Sturm. Viel zu oft begeben wir uns zu bereitwillig hinein in dieses Chaos das um uns herum besteht. Und vergessen dabei die Sonne und Harmonie im Zentrum. Warum? Weil alle es tun. Und wenn ich es nicht tue, dann habe ich ein schlechtes Gewissen. Auch ich war einmal so. Tretmühle. Weil Alle es tun. Schlechtes Gewissen haben weil Alle eines haben.


Und dann bist du da. Vor mir. Aus dem Nichts. Das kann doch alles gar nicht wahr sein...


Doch. Es ist.






© Ralph Oberbillig



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Samstag, 17. Februar 2024

Die Verführung und der Mord


Aus Anlass der Ermordung Alexej Nawalnys am 16. Februar 2024 durch das russische Regime habe ich mich dazu entschlossen, einen persönlichen Brief meines Großvaters an meine Großmutter zu veröffentlichen. Dieser Brief ist einer von vielen und ein Auszug aus meinem Buch, das gerade in der Entstehung begriffen ist. Mein Großvater fiel 1943 im Kessel von Stalingrad. Dies ist keine Anklage im juristischen Sinn. Es ist eine moralische Anklage.


Das was 1933 in Deutschland seinen Anfang nahm und am achten Mai 1945 in einer großen Katastrophe nach sechs Jahren und einem Tag Krieg mit Millionen von Toten endete, geschieht aktuell in Russland und Weißrussland.


In Russland wird eine ganze Nation paralysiert, gleichgeschaltet. Die Verführung von Menschen durch das Regime ist allgegenwärtig. Selbständiges Denken und Handeln ist nicht erlaubt. Und obwohl die Russen es besser wissen, machen sie oft bereitwillig mit. Sie verdrehen die Geschichte, so wie die Deutschen 1933 die Geschichte verdrehten. Die Ukraine, ein freies, demokratisches und souveränes Land wird mit Krieg und Terror überzogen. Jeden Tag sterben unschuldige Kinder, Frauen und Männer.


Die Parallelen zur damaligen Zeit sind erschreckend. Das bedeutet aber auch, dass nach all dem was aktuell geschieht, Russland in seinen heutigen Grenzen danach so nicht mehr existieren wird.


Die Ausdrucksweise, Wortfindung und Rechtschreibung im Brief entspricht weitest gehend der damaligen Zeit.






Im Felde 28. Juli 1940




Liebe Sophie!



Die Zeiger meiner Armbanduhr stehen schon lange auf Mitternacht, der Mond wirft sein fahles Licht auf das Meer. Meine Kameraden sitzen draußen am Geschütz um jede Sekunde feuerbereit zu sein. Ich sitze alleine in unserem selbstgebauten Unterstand, beim Kerzenlicht um Dir auf Deinen lieben, vor wenigen Stunden erhaltenen Brief zu danken und Antwort zu schreiben. Vor mir liegt Dein Bild welches mich sehr gefreut hat, um mich aber ist alles versunken. Meine Gedanken weilen bei Dir, die Du jetzt zu Hause müde von des Tages Arbeit süß und selig im Bettchen schläfst und erst morgen wieder durch die Hand und den Willen des Allmächtigen geweckt wirst. Liebe Sophie, ich danke Dir nochmals für den vorherigen Brief in dem Du mir das Bildchen geschickt hast.


Entschuldige wenn ich nicht sofort geschrieben habe, die Umstände lassen dies nicht immer sofort zu. Ich glaube daß Du schon oft auf Post von mir gewartet hast, aber durch das viele Hin und Her ist so manches auf der Strecke geblieben. Nun haben wir für etliche Zeit einen festen Ort gefunden, ich hoffe, auf alles was hier weg geht seinen Empfänger erreicht.


Mein Dank gilt aber auch Deiner Gratulation, welche Du mir zu meiner Auszeichnung brieflich übermittelt hast. In all den Briefen, die Du mir jetzt geschrieben hast, kommt Deine Verbundenheit zu mir zum Ausdruck und das Mitgefühl von den schweren und heißen Tagen. Es ist schwer für einen Menschen diese Gefühle mitfühlen zu können, die einen Soldaten beseelen nach tausenden von Sekunden in denen einem der Tod im Nacken saß. Welch großes Glück durchdringt die Herzen derer die weiterleben dürfen, die weiter sehen, hören, und gehen ja sprechen dürfen. Liebe Sophie, wenn Du für mich gebetet hast, bin ich Dir von ganzem Herzen dankbar. Deinen Talisman trage und habe ich bei mir getragen. Er wird mir das bringen was Du gewünscht hast. Ich werde ihn für immer bei mir tragen, denn er ist für mich Schutz und nie vergebliche Erinnerung an einen Menschen den ich trotz daß es nicht sein soll gern habe und nicht vergessen kann.


Liebe Sophie, als ich noch in Kupferdreh bei Dir war, konnte ich niemals so richtig glauben daß Du mich so gerne gehabt hast, daß Dein Herz sich so an das meinige gewöhnt hatte. Nun aber wo durch das Schicksal alles anders gekommen ist und wir beide so weit voneinander getrennt sind, kommt mir durch Deine lieben Briefe die Bestätigung von Tag zu Tag besser zu. Du lerntest mich als jenen Menschen kennen, der allein stand und Niemand besaß dem er seine Liebe schenken konnte. Ich habe Dir damals nur einen Teil meiner großen Liebe geschenkt, denn ich wußte daß Dein Herz einem Anderen gehörte. Noch nie aber in meinem Leben war eine Sehnsucht so groß als in den nun hinter mir liegenden Tagen seit wir uns zum ersten Mal sahen. Du kannst nun denken von mir was Du willst, ich stehe und stand trotz dem auch ich schon länger verlobt bin, wie Du doch allein. Ich habe Dir oft gesagt, ich stehe zwischen zwei Frauen, nun ist das alles anders geworden. Du hast gefunden was Dir für alle Zeiten verloren schien, bist zu Hause bei Deinen Eltern. Ich aber stehe noch genau wie damals als ich von Dir Abschied nahm an der selben Stelle. Mit Schmerzen verbarg ich in jener Minute unserer Trennung die Tränen, oft habe ich gesungen wenn mir das Weinen nahe stand. Die selben Gefühle beseelen mich auch jetzt wieder, ein Blick aber auf Dein Bild und ich sehe Dich ganz nah bei mir. Ich höre die letzten lieben Worte aus Deinem süßen Mund, es ist alles um mich ein Traum.


Liebe Sophie, ich bin nicht abergäubig, aber ich fühle in meinem Herzen, daß ich nach Beendigung dieses Feldzuges auch bei jenen bin, die ihre Heimat nicht mehr sehen dürfen. Ich bitte Dich, halte das was Du von mir hast, in Ehren. Meine Bildchen behalte ganz für Dich, denke an mich der ich so weit von Dir getrennt meine Pflicht tue. Mein Grab wird sein, das große Meer, wenn mich der Allmächtige verlässt. Vergeße nie, daß ich für Dich gelebt habe. Bete für mich, damit mich der Allmächtige segnet.


Liebe Sophie, mit diesen Gedanken grüßt Dich für heute ein junger Mensch der ehrlich zu Dir war



Wilhelm




© Ralph Oberbillig



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Mittwoch, 3. Januar 2024

Der Sturm zieht auf


“Glück ist eine Entscheidung. Es ist die Dankbarkeit für all die kleinen wunderbaren Momente zwischendurch und die Entschlossenheit aus allem, was dir begegnet, das Beste zu machen. Glücklich sein ist einfach und beginnt heute. Jetzt in diesem Augenblick.”



Original vom 3. Januar 2024. Mit Ergänzungen zum aktuellen Geschehen...


Wieder eine Nacht, in der ich alle paar Stunden aufwache. Ich wünsche mir ein leichteres, unbeschwertes Leben. Gute Nächte, gute Tage. Mit tiefem Schlaf und hellen, wachen Tagen.



Sturm. Heute ist viel Wind. Und Regen. Noch immer kein Winter. Nirgends in Europa. Selbst im hohen Norden am Polarkreis... fast kein Schnee. Die Natur ändert sich. Die Menschen werden aggressiv im Verhalten. Wie Wespen im Herbst.


Die politische Situation ist schlimmer denn je.


Überall überbordende Bürokratie die alles Leben lähmt und Innovation begräbt. Politische Entscheidungen. Keine wirklich realistische Entscheidungen. Die Administration in Berlin ist entscheidungsunwillig. Die Nazis sitzen mit ihrer blauen Partei seit ein paar Jahren schon wieder in einem deutschen Parlament. Eine große Schande für Deutschland. Was sagt schon der Anstrich wenn der Inhalt braun ist? Es heißt, die Demokratie muss das aushalten. Nein. Muss sie nicht. Sie darf das nicht aushalten. Sonst ist Gewalt im täglichen Leben auch auszuhalten. Auch da: nein. Es kommt keine gute Zeit. Keine Zeit der Dichter und Denker.


Wieder ist es die Zeit der Idioten.


In ganz Europa, auf der ganzen Welt wachsen rechte Parteien zu ihrer Größe. Ein wucherndes Krebsgeschwür. Weshalb unterstützen Menschen so etwas freiwillig? Haben sie denn nicht aus der Vergangenheit gelernt? Meine Großeltern drehen sich im Grab vor Verzweiflung. Die Zeit wird wieder dunkel. Alles wiederholt sich. In der einen oder anderen Version kommt 1933 zurück. Anfang nahmen die ab März 2020 verhängten politischen Maßnahmen zu Corona. Unverhoffter Testlauf zur Kontrolle von Menschenmassen. War Corona ein missglücktes Experiment zur biologischen Kriegsführung? Ein Versuch, der durch einen Unfall oder Unachtsamkeit oder gewollt das Labor verlassen hat?


Wir haben vergessen glücklich zu sein. Dabei wäre es so einfach. Aber... nein. Keine Chance.


Weshalb nicht die Parteienlandschaft abschaffen? Zurückziehen auf eine Metaebene? Teile der Demarchie betrachten. Und dann in die Demokratie integrieren? So dass es keine Parteien mehr braucht und jeder Mensch die Möglichkeit hat in eine politische Entscheidungsebene zu gelangen? Endlich keine Lobbyarbeit und Lobbyisten mehr im Parlament? Keine alten Seilschaften die Alles und jeden positiven Fortschritt lähmen? Jeder im Volk kann sich direkt für eine Aufgabe bewerben? Direkt bis in das oberste Parlament hinein?


Oben am Reichstagsgebäude steht: "Dem Deutschen Volke..."


In den Zeiten des Internet ist das schnell zu bewerkstelligen. Und wenn die Versprechen nicht erfüllt werden, dann besteht die Möglichkeit, vom Amt zurückzutreten... oder man wird während der Legislaturperiode entfernt... wegen Unzufriedenheit. Oder wegen Nichteinhaltung der eigenen Vorgaben... oder einfach wegen Unfähigkeit. Das wäre mal was.


Viele Politiker sind unfähig und kleben am Stuhl fest. Dabei sind sie bei uns, dem Souverän, angestellt. Sie haben von uns einen Auftrag bekommen. Wann wollen sie diesen Auftrag endlich erfüllen? Wir aber verlegen uns lieber auf dieses Gendern oder auf das Festkleben auf den Straßen. Oma hat gesagt: “Wer nichts kann, der landet auf der Straße”.


Blockadehaltung all überall. Ich fühle dass unser gesellschaftliches System am Ende ist. Lähmendes Nichtstun. Lieber nichts entscheiden als die falsche Entscheidung treffen. Lieber nichts sagen. Wegducken. Angst vor Bestrafung. Weit verbreitet in der Politik ist die Maxime, dass, solange man miteinander streitet, man nichts zu entscheiden braucht. Europa begräbt sich selbst. Dabei war dieses eine wunderschöne gemeinsame europäische Haus einmal die Hoffnung von so vielen Menschen und Generationen vor unserer Zeit. Die Hoffnung wird unter der Korruption im Europäischen Parlament und den Lobbyisten begraben.


Es ist wieder wie es in der Vergangenheit schon drei mal war: wir erleben den Vorabend eines großen Krieges. Der erste, Kontinente umfassende Krieg, ist der Siebenjährige Krieg 1756 – 1763. Zwei weitere Weltkriege folgen. Und heute? Eskalation pur, gewollt. Der Idiot Putin zündelt und alle machen mit. Der Türke, der Chinese, der Raketenbubi aus Nordkorea, und jetzt auch noch Trump und all die anderen Idioten. Wer die Ohnmacht spürt, strebt die Macht an. Damit wird die Ohnmacht sichtbar.


Im Parlament in Berlin wurde am Ende nur noch gestritten. Um nichts entscheiden zu müssen. Morgen, am 23. Februar 2025 sind Neuwahlen. Es sieht nicht gut aus für die Demokratie. Nicht alle und doch viele hoffen, es bleibt nach der Wahl genug Demokratie übrig um sie leben zu können. Was weg ist, das kommt meist nicht wieder. Und wenn, dann erst nach einem gewalttätigen Umbruch. Nach einer Zäsur. Nach viel Leid. Und derweil verliert sich die Welt im politischen Diskurs und im Streit über den geeigneten Weg. Ein gewollter Duktus. Die Idioten stiften bewusst Verwirrung, drohen. Viele glauben, wenige wissen. Die die glauben folgen, sind auf Linie mit den Idioten. Die die wissen sprechen auf, zeigen Gesicht, stehen ein und sind der Häme der kritiklos Folgenden ausgesetzt.


Keine guten Zeiten.


Ein paar Wenige werden übrig bleiben, überleben. Und einen neuen Anfang finden... Hoffentlich. Millionen von Jahren haben wir erfolgreich hinter uns gebracht. Emotio und Ratio. Wann werden wir diese erfolgreich nutzen? Und zur Prosperität einsetzen?


Was ich mir wünsche? Dass der lähmende permanente politische Konjunktiv endlich in der Klamottenkiste bleibt. Und dass die Administration in Berlin unpolitisch die Ärmel hochkrempelt und das Land endlich führt. Ohne Angst und blinden politischen Aktionismus wie ab März 2020. Dass wir wieder beginnen quer zu denken und quer zu verbinden was zusammengehört. Und es positiv sehen. So wie im Original, so wie früher einmal. Dass wir dem Begriff des Querdenkens endlich wieder seine positive Ursprungsbedeutung zurückgeben. Ohne den Querdenker Eiffel gäbe es ja auch keinen Turm aus Querstreben... Ja ja, der Eiffel, diese Querstreber. Er hatte Geburtstag dieser Tage... Was uns heute fehlt, er hatte es. Damals ging es nach oben. Heute geht es in Deutschland und in Europa oft nur noch Berg ab.


Deutschland ist Schlusslicht nicht nur in der konjunkturellen Entwicklung. Wir sind keine Vorreiter mehr. Wir reiten nicht mehr vorne weg. Wir führen nicht. Wir kriechen den Ärschen hinterher und bekommen den ganzen Scheiß ab.


    Schließen wir endlich die Fenster und die Türen in unserem Haus. Der Abendhimmel ist ganz rot. Bedrohlich. Der Sturm zieht auf...


Jeder Sturm bringt Reinigung. Ein neuer Tag mit neuen Chancen. Zuversicht. Los. Machen wir aus der Wut den Mut. Wir haben nichts zu verlieren. Außer wir lassen es. Packen wir es an und verrücken uns selbst. Sonst werden wir verrückt.



© Ralph Oberbillig



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Montag, 9. Oktober 2023

woher wohin




Weil mich immer alle fragen.


Woher kommst Du? Was machst Du? Wohin willst Du? Und wo hast Du nur Deinen Familiennamen her?


Meine Wurzeln liegen an der Mosel und in sLOVEnija.



Meinen Familiennamen verdanke ich dem Imperium Romanum. In der Nähe von Trier, an der Mosel, gibt es den Ort Oberbillig. Ganz in der Nähe der Sauermündung. Die Sauer vereint sich hier mit der schönen Mosel. Oberbillig deshalb, weil der Ort auf der deutschen Seite oben am Hang liegt. Auf der gegenüber liegenden Seite, in Luxemburg, liegt Wasserbillig. Weil der Ort unten am Wasser liegt.


Bis 1816 waren beide Ortshälften unter dem Ortsnamen Biliacum - oder Billich - vereint. Biliacum, weil es bei den Römern in Trier einen Barbaricus aus dem grenznahen Gebiet des heutigen Deutschland gab, der den schönen Namen Biliacus trug. Er war ein Wanderer zwischen den Welten, ein Grenzgänger. Zum Dank seiner Dienste erhielt er von ihnen einen Siedlungsplatz an der Mosel.


Im Mittelalter hatten die Römer all ihren Glanz verloren - alles römische war geradezu verhasst - aus dem Namen Biliacus wurde der Familienname Bilius. Und hieraus entstand Oberbillig.


Ich bin unglaublich stolz darauf, einen Namen mit Geschichte zu tragen.



Vorname und Name

  • Ralph Oberbillig

Geburtstag und Ort

  • 31. Juli, D-88662 Überlingen

Nationalität

  • deutsch

gelebte Sprachen

  • Deutsch, Englisch, Spanisch, Afrikaans, Slowenisch, Körpersprache

Hobbie & Ehrenamt

Ehemals aktiver Botschafter im Botschafter-Club der Vierländerregion Bodensee



Ralph Oberbillig | abeydi.com

A Beyond Dimension Company | immer eine Idee voraus

  • Hauptstraße 96, D-76831 Göcklingen | im Herzen der deutschen Toskana
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    Sonntag, 14. März 2021

    Der andere Blick

    Der andere Blick.



    Vor einiger Zeit traf ich einen Mann, der auf dem gleichen Gehweg auf mich zu kam, auf dem ich gerade stand und mich mit einem Bekannten unterhielt. Als der Mann noch etwa zwei Meter von mir entfernt war, schaute ich ihn an und lächele. Er blieb abrupt etwas versetzt vor mir stehen und sah mich kurz direkt an, neigte seinen Kopf zur Seite, senkte seinen Blick und fragte in einem recht aggressiven cholerischen Ton: “ist was?”.

    Der Mann ist der Inhaber eines der kleinen Geschäfte in der Stadt in der ich lebe. Ich kenne ihn, hatte ihn jedoch schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Nicht das wir uns sehr oft treffen. Wenn doch, dann grüßt er nie. Er macht immer ein grimmiges Gesicht.

    Und jetzt lächelte ich ihn ganz bewusst an. Meine Antwort auf seine Frage lautete: “es ist immer etwas, nicht wahr?”.

    Das war für diesen Mann die reine Provokation. Er sagte, er wolle mir “...jetzt mal so richtig zeigen, wie man mit Menschen umgeht!”. Daraufhin bot ich ihm freundlich die Teilnahme an einem meiner Achtsamkeits-Seminare an, worauf er sich von mir abwandte und seinen Weg schnellen Schrittes fortsetzte. Da ich ihn nicht ans Telefon bekam, schrieb ich ihm etwas später eine eMail. Ich teilte ihm darin mit, das ich sein mir unterbreitetes Angebot “...jetzt mal so richtig zeigen, wie man mit Menschen umgeht!” anzunehmen gedenke und bat ihn um eine Terminvereinbarung. Auch bot ich ihm die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Anti-Aggressions-Training auf mentaler und kognitiver Ebene an.

    Du ahnst es sicher schon. Ich bekam nie eine Antwort.

    Meine Agitation mit diesem Mann war schlicht gezielt provokativ. Ich wollte ihn herausfordern. Und ich war im Vorteil. Erstens habe ich sein Verhalten vorausgesehen und zweitens wusste ich, das dieser Mann sich permanent klein und unsicher fühlt. Er fühlt sein Defizit und ist frustriert. Gleichzeitig versucht er über die Bekleidung von Funktionen in verschiedenen Vereinen sich angenommen und beachtet zu fühlen. Leider ist das so, als ob du eine blutende Wunde permanent dick mit Verbandsmaterial einbindest anstatt die Ursache der Wunde zu beseitigen. Unter dem Verband bricht die Wunde immer wieder auf. Sie heilt nicht.



    Hier bin ich offensichtlich gescheitert. Meine Absicht, den Mann aus der Reserve zu locken, den Verband herunter zu reißen, funktioniert nicht. Dazu benötige ich das Einverständnis des Mannes. Und das besitze ich nicht.


    Woher weiß ich solche Dinge? Die einfache Antwortet lautet: Körpersprache. Doch so einfach ist es in der Praxis nicht. Wusstest du, das bei Menschen die Kommunikation zu fast neunzig Prozent als Körpersprache abläuft? Hierzu gehören unbewusst ausgeführte Bewegungen, Blickrichtungswechsel, ins Gesicht fassen, schreien, offenkundige Gerüche - manchmal sind das wirklich olfaktorische Herausforderungen -, unbewusst wahrgenommene Pheromone - Sexuallockstoffe - etc. Ich wundere mich wirklich sehr darüber, weshalb du eventuell dazu bereit bist, wegen zehn Prozent oraler Lautsprache vor Gericht zu streiten anstatt auf die Signale Deines Körpers zu achten, zu hören, sie zu fühlen. So sagt der Körper oft genau das Gegenteil von dem, was wir mit unserem Mund ungenau äußern. Der Körper spricht sehr oft die Wahrheit. Und du kannst Dich nicht dagegen wehren. Du kannst es nur sehr bedingt steuern.

    Der Mann vom Beginn dieser Geschichte “...blieb abrupt etwas versetzt vor mir stehen und sah mich kurz direkt an, neigte seinen Kopf zu Seite, senkte seinen Blick ...”. Er macht sich also noch kleiner als er sich schon fühlt. Ja er verneigt sich auch noch vor mir. Ohne das er es bewusst wahrnimmt. Seine Körperhaltung kommuniziert seinen ganzen Frust und Hilflosigkeit.


    Es ist wirklich erstaunlich. Ein relativ erfolgreicher Geschäftsmann fühlt sich nicht wahrgenommen, klein, hilflos, unsicher und frustriert. Eventuell ist es ja für ihn angebracht, einmal über das nachzudenken, was er wirklich - das was wirkt - in seinem Leben möchte. Das bedingt jedoch eine ehrliche Innenschau. Dahin zu schauen, wo er sich nicht mehr verstecken kann. Das kann zuerst einmal sehr frustrierend, ja enttäuschend sein. Jedoch nur wer enttäuscht ist - die Täuschung ist weg -, hat wieder einen freien Blick auf die wahre Natur der Dinge. Der Nebelschleier ist gelüftet.

    Das alles klingt unglaubwürdig in deinen Ohren?

    Auch dieser Mann verglich einmal Preise. Und tut es noch. Er entschied sich für ein Spiel auf einem Spielfeld, das in der Vergangenheit seiner Preisvorstellung entsprach. Hatte er ja durchaus auch die Möglichkeit, etwa Fleischer, Bäcker, Immobilienmakler oder ein in einem Unternehmen die Karriereleiter hocharbeitender Mensch mit Führungsanspruch zu werden. Oder was immer er in der Vergangenheit sonst für sich beanspruchte. Eventuell hatte er damals keine Wertschätzung für die anderen Berufe als für den, den er jetzt noch ausübt. Vielleicht ist das Feuer der Begierde aus und ihn langweilt die Beziehung zu seiner Frau. Oder es ist irgend etwas anderes. Ich weiß es nicht und orakeln ist nicht meine Stärke.


    Es ist alles seine eigene persönliche Entscheidung. Er kann versuchen, die Regeln des Spiels an dem er teilnimmt, zu ändern. Wenn ihm das nicht möglich erscheint, kann er sich entscheiden, sich auf ein anderes Spiel auf einem anderen Spielfeld einzulassen. Er kann auch entscheiden sich nicht zu entscheiden. Auch das ist seine Entscheidung. Wenn er sich nicht entscheidet, dann tut er weiterhin das, was er jetzt tut: er lebt unzufrieden - ohne hin zu innerem Frieden -, ist mürrisch und weiterhin cholerisch. Und doch vergleicht er immerfort die Preise. Auch wenn er es nicht bewusst wahrnimmt.

    Preise vergleichen reicht nicht aus.

    Wie auf einem Marktplatz kommst du unweigerlich an den Punkt - Marktstand -, da willst du das Produkt kaufen, das deine Aufmerksamkeit erregt. Du willst den nächsten Schritt wagen, willst ihn tun. Du bist es dir Wert. Du darfst nie so bleiben wie du jetzt bist. Kommt dir das irgendwie bekannt vor? Die Phrasen “du darfst so bleiben wie du bist” und “wir sind es uns Wert” sind ganz klare hypnotische Anweisungen aus der Werbung. Hierzu gehört auch dies: “schalte - den TV - nicht ab. Wir sind gleich wieder für Dich da. Wir machen nur kurz drei Tage Werbung.”. So oder so. Du bist hypnotisiert. Auch das ist eine hypnotische Anweisung.


    Wenn das so einfach ist mit der Hypnose: weshalb setzt du sie dann nicht ein um “dich selbst an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen.”? Oder um die wahre Wahrheit, die dir von Dritten geschickt vorenthalten und hinter einem Vorhang verborgen ist, herauszufinden? Es ist die Wahrheit mit dem hässlichen Gesicht - das unschöne Gesicht voller Hass -.

    Die Macht der Worte.

    Die richtigen Worte machen Dich mächtig! Du selbst gibst die Richtung vor. Wertschätzung - den Wert als Schatz betrachten - bedeutet, die Macht der Worte zu entschlüsseln. Achtsam durch dein eigenes Leben zu laufen und nicht zu tun, was andere von dir erwarten. Das tun, was du selbst von dir erwartest. Auch wenn du dadurch schon fast zwangsläufig in die Fettnäpfchen trittst, die andere Menschen dir mit voller Absicht aus einem einzigen Grund in den Weg stellen: nicht selbständig und unabhängig zu werden. Das Kollektiv, die Herde, der Main-Stream - der Hauptfluss - will ja nicht schrumpfen. Das Kollektiv will wachsen. Es braucht Dich als Eintrittzahler und Zujubler. Davon lebt es und wächst. Der König braucht einen Hofstaat, damit er zum Kaiser gemacht werden kann.


    “Wie geht es?“ fragt der wohl gekleidete und ebenso genährte Edelmann hoch auf seinem Ross sitzend und auf den armen kleinen Bauern - spielst du Schach? - herunterblickend. Der kleine Bauer geht in schlechter Kleidung und in nacktem Fuß. So bedeutet “wie geht es?” nichts anderes als “wie geht es sich dort unten?”. Das Pferd sagt nichts und schnaubt!


    Weil ich gerade dabei bin: der berühmte rote Teppich, der zu wichtigen offiziellen Anlässen ausgerollt wird, ist ursprünglich angereichert mit einer blutigen Symbolik aus der Vergangenheit. Dieser rote Teppich symbolisiert das vergossene Blut der Gefallenen - die Menschen, die sich nie artikulierten, Bauern auf dem Schachbrett -, durch das die siegreichen Herrscher - die Wortführer - nach den gewonnenen Schlachten schritten. Heute sind das die Banken, die Politiker*innen*aussen, die Filmstars und solche die es gerne wären...


    In einem Land lebt ein König. Er ist ein König mit einem großen Hofstaat, den er um sich herum magnetisch versammelt. Durch diesen Hofsaat ist er ein König ohne Königreich, ein Spiegelfechter. Er hat keinen freien Blick auf die Dinge und ist auf die Informationen seines Hofstaats angewiesen. Er ist getäuscht. So regiert denn der Hofstaat das Königreich. Es wird zum Kaiserreich. Heute sind das die Lobbyisten. Na? Hat es klick gemacht?


    Mit großer Freude bin ich ein Narr. Nicht angewiesen auf einen Hofstaat. Ausschließlich mir selbst und der Wahrheit verpflichtet. Das ist anstrengend und aufregend zugleich. Und manchmal tut es auch richtig weh. Doch bin ich frei und nur mir selbst verantwortlich. Ich reagiere und frage nicht, ob ich darf. Ich agiere. Und genieße das sehr!

    Frei nach William Shakespeare: ”...sagst du die Wahrheit, dann besorge dir vorab ein schnelles Pferd!”.

    Sehr geehrte Majestäten, was ist nun wichtiger, was wiegt schwerer? Die Wahrheit ist nicht immer gut angesehen. Mit Lügen lebt es sich leichter. Und auch die Handlungsunfähigkeit ist leichter getan als unterlassen. Achtsamkeit ist zuerst die Wertschätzung der eigenen Person. Ethisches Verhalten hat sehr viel mit Egoismus zu tun. Der Bäcker backt sein Brot nicht, damit er dir ein Lächeln entlockt. Er backt es um Geld damit zu verdienen. Und hoffentlich hat er bei seiner Tätigkeit Spaß. Dann ist das Brot gut. Und erst dann lächelst Du.

    Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst.
    Bestimmend kennst du diesen Satz. Das hebräische Original lautet frei übersetzt: “Liebe Dich genau so wie du Deinen Nächsten liebst.”. Lese diesen Satz bitte noch einmal. Richtig! Es ist genau anders herum und beginnt bei einem selbst. Der Esel nennt sich selbst zuerst? Und ich sage Dir, Esel sind sehr intelligente Tiere. Die wissen schon, warum sie zuerst an sich selbst denken. Die vor das Eselgesicht gehaltene Möhre wird den Esel nicht bewegen. Diesem Aktionismus geben sich nur die Menschen hin. Es ist die Achtsamkeit und Wertschätzung der eigenen Existenz.

    Sei achtsam und achte auf dich selbst. Du bist es dir Wert!

    Mittwoch, 3. September 2015. An einem türkischen Strand liegt ein kleiner Junge auf dem Bauch im nassen Sand. Rotes Shirt, blaue Hose und die kleinen Turnschuhe an den kleinen Füßchen. Er ist drei Jahre alt. Es sieht aus, als ob er schläft. Wenn er doch nur nicht verkehrt herum liegen würde - würde, hätte, sollte etc. Der Konjunktiv ist die Sprache der Hilflosigkeit -. Der Kopf ist dem Meer hin zugewandt. Seine kleinen Füßchen zeigen zum Strand. Die Wellen haben seinen kleinen Körper dort platziert. Er ist tot. Ertrunken, weil ein innerlich zerrissenes Europa lieber über Geld redet anstatt es sich Wert zu sein zu handeln. Die Europäischen Mitgliedstaaten üben sich lieber in kleinlichen Befindlichkeiten und kleinstaatlichem Gezänk, anstatt als eine gestärkte Einheit mutig voran zu gehen.


    Der türkische Polizist, der den kleinen Jungen vom Strand fortträgt, kann ihn nicht ansehen. Ich bin mir sicher, das er sich über die ganze Sinnlosigkeit dieses unschuldigen Todes und die Hilflosigkeit seines eigenen Tuns Gedanken macht. Ich bin mir sicher, der Polizist hat Tränen in den Augen... Er denkt an seinen eigenen Sohn.


    Deutschland verdient gut an den Waffenexporten. Und auch an halbgefrorenem Huhn, das auf den afrikanischen Kontinent transportiert wird, verdienen wir prächtig. Dabei geht in den afrikanischen Ländern die heimische Wirtschaft zugrunde. Die Menschen können sich nur noch das zu Dumpingpreisen angebotene EU-Huhn leisten. Einheimische Lebensmittel sind zu teuer geworden. Hilferufe aus diesen Ländern, die Lieferungen zu stoppen, verhallen in Europa ungehört. Es regiert der Markt und die Macht des Geldes. Und jetzt kommen diese Menschen mit aller Gewalt zu uns in das vermeintliche Paradies. Sie kommen nach Europa. Nicht nur aus Syrien und den anderen Kriegsgebieten im Nahen und Mittleren Osten und Nordafrika. Sie kommen aus den ewigen Hungergebieten, weil wir mit unserem stillschweigenden Einverständnis die Herrscher dieser Länder schon so lange hofieren.


    Als Menschen sind wir humanitär zur Hilfe verpflichtet. Als 24/7 Spaßgesellschaft - 24 Stunden/7 Tage alles sofort haben müssen - lehnten wir diese Hilfeleistung in der Vergangenheit ab. Die Katastrophe prägten und prägen wir weiter durch unser Verhalten mit. Sie war abzusehen.


    Achtsamkeit und Wertschätzung hatten wir in der Vergangenheit nur, wenn es bei uns plakativ um Arbeitsplätze und unseren Jahresurlaub ging. Die von den Lobbyisten gesteuerten Politiker achten lieber darauf, nicht den Sitz im Parlament zu verlieren, als Lösungen anzubieten. Helmut Kohl saß seine Probleme aus. Manchmal sind eben genau diese Lösungen unbequem und zuerst nicht populär. Sie sind hilfreich, wenn die Einsicht zum notwendigen Weitblick - der weite Blick - existiert. Das bedingt, den Blick in die richtige Richtung zu lenken. Aus der Unterlassung weit zu blicken folgt dann, wie nach den Anschlägen 2001 in den USA, gebetsmühlenartig wiederkehrende Äußerungen über notwendige Gesetzänderungen. Und das wird dann auch recht zügig realisiert. Denn jetzt ist die Zeit dafür wieder einmal sehr günstig. Die Gesellschaft existiert in einem hypnotischen YES-Setting und stimmt fast bedingungslos zu. Das ist jedoch blinder Aktionismus und hat mit Achtsamkeit und Wertschätzung nichts zu tun. Es ist die von Menschen offenbarte Ohnmacht. Einem selbst geschaffenen zynischen System gegenüber, das sich selbst verständigt - verselbstständigt - hat. Einem Computer-Hochfrequenzhandel-System, in dem das Leben eines kleinen Kindes nichts mehr Wert ist. Sein Leben hat keinen Mehrwert in unserer Gesellschaft, wenn es keine Mehrwertsteuer erbringt.


    Wenn du dich jetzt dabei ertappst, wie du gerade mit einem schlechten Gewissen die Erwartungshaltung Dritter erfüllst oder sogar deren Meinung als deine eigene äußerst aber dazu eigentlich keine Lust hast: sag einfach “NEIN” und lass Sie es bleiben. Meine Erwartungshaltung ist, das du diese Geschichte liest und darüber sprichst. Mach dir einfach bewusst, das auch du zwei Dinge eben nicht gleichzeitig tun kannst. Wir Menschen sind nicht für die Managementlüge Multitasking gemacht. Wir sind 1-Bit-Analogwesen und eben keine 64-Bit-Digital-Computer. Du befindest Dich gerade in einem Mobbing-Waschprogramm und schrammst schon wieder am Burn-Out vorbei? Dann mach dir bitte bewusst, das du das nur tust, weil man dir ständig die Sinnlosigkeit Deiner Existenz vor Augen hält. Und du das alles freiwillig erträgst. Du vergleichst gerade die Preise! Ob du willst oder nicht.


    So. Und nun setzte Dich einfach mal hin und denke darüber nach, was du wirklich willst. Urteile nicht, denn du kennst nicht alle Details, die dafür notwendig sind. Beobachte und treffe dann eine persönliche Entscheidung. Freude ist die Essenz, die gepaart mit dem Bewusstsein des eigenen Glücks, die auch Dich lange gesund leben lässt.


    Du bist der Meinung, diese Geschichte ist nicht zusammenhängend? Dann lesen sie bitte noch einmal. Manchmal offenbaren sich die Zusammenhänge und Wahrheiten erst auf den zweiten Blick.


    © Ralph Oberbillig



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    Donnerstag, 25. Februar 2021

    Frühling im Corona-Land

    Frühling im Corona-Land.



    Es ist Frühling. Dieses Jahr beginnt er schon im Februar. Das Land atmet auf. Duft liegt in der Luft. Das beschwingte blaue Band des Frühlings flattert zart durch die sanften Täler.


    Ich bin enttäuscht. Das ist sehr gut. Die Täuschung ist weg. Der Vorhang ist zur Seite gezogen. Und ich habe wieder einen freien Blick auf die wichtigen und wirklichen Vorgänge. Mein Verstand arbeitet, rattert. Meine Augen und Ohren sind geöffnet, meine Nase ist wieder frei. Ich bin geerdet. Ich denke. Ich nehme wieder wahr.



    Die ganze Zeit ist es vor mir. Doch bisher nehme ich es nicht wahr. Kann es nicht sehen oder riechen. Bis jetzt. Es ist wie die zarte Berührung eines Herzschlags. Materialisiert. Greifbar. Schönheit. Duft. Energie durchströmt mich. Mäandert durch meinen Geist und Körper. Füllt jede Ecke meines Daseins. Dieser Duft den ich wahrnehme ist die bis in die Unendlichkeit gesteigerte Ausstrahlung eines wunderschönen Menschen. Du duftest. Nun weiß ich es. Deine Schönheit strahlt von Innen aus Dir heraus. Bricht sich Bahn. Will befreit sich entwickeln. Es ist wie dieser Wollknäuel den man entwickelt. Der Faden, der sich davon abspult und am Ende den Blick frei gibt. Auf den wunderschönen wahren Kern deiner Existenz. Das Licht. Du bist die Sonne im Zentrum des Universums. Und ich umschwirre dich. Du lässt mich nicht mehr los. Die Schwerkraft bindet uns. Ich bin dein blauer Planet. Drehe mich im Kreis, bade in deinem Licht. Während du mir Licht gibst und meine Oberfläche wärmst ist es nun Frühling im Corona-Land.


    Drei Gruppen Menschen.


    Die zahlenmäßig größte Gruppe sind die Menschen die stinken. Ihre Gedanken und Handlungen sind negativ. Sie machen für das Ergebnis ihres Denkens und Handelns andere verantwortlich. Dadurch scheitern sie in ihrem Leben. Sie heulen den Mond an. Und warten darauf, dass sich das Universum zu ihren Gunsten ändert. Doch das geschieht nicht. Sie sind frustriert und eifersüchtig. Sie sind süchtig nach Eifer und ereifern sich schnell. Und so sind sie gefangen. In der selbstgewählten Spirale aus Beklagen und Beschweren. Doch wenn sich jemand permanent beschwert, wird dieser Mensch irgendwann untragbar. Er vereinsamt.


    Dann ist da die Gruppe derjenigen, die riechen. Sie sind wie Gesichter in der Menge. Unsichtbar. Mitläufer. Lange schon haben sie ihre Stimme abgegeben. Um sich bemerkbar zu machen beleibt ihnen eine rote Trillerpfeife. Und Demonstrationen am Wochenende. Sie existieren nur als wabernde Menge. Nie zeigen sie einzeln Gesicht. Nie sprechen sie auf. Nie führen sie. Sie laufen einer externen Führung hinterher. Warten darauf dass jemand ihnen sagt in welche Richtung sie zu laufen haben. Was fehlt ist der Mut zu Esprit. Es fehlt der Mut zum Erfolg. Die Bereitschaft ein Wagnis einzugehen.


    Die kleinste Gruppe ist die Gruppe der Menschen die duften. Es sind unglaublich schöne Menschen. Selbstbewusst. Sie sind fähig sich selbst zu lieben. Sie wissen dass sie nur geben können was sie selbst besitzen. So geben sie ihren Duft und ihre Liebe an diejenigen, die ihnen ehrlich und offen auf der Herzebene begegnen. Sie fragen nicht nach einem persönlichen Vorteil oder einem Preis. Sie teilen. Ihr Leben ist voller Licht. Sie strahlen nach Außen. Sie sind verletzlich und voller Gefühl. Diese Menschen sind Leuchttürme im grauen Nebelallerlei der beiden anderen Gruppen.


    Du bist einfach da. Und lachst. Wie du duftest. Ich weiß es. Dein Gesicht strahlt. Deine Augen leuchten. Deine Schönheit ist zeitlos. In meinen Armen halte ich Dich. Ganz fest. Wir tanzen. Wange an Wange. Durch meine Nase strömt dein Duft ganz tief in mich. Mag ihn nie wieder gehen lassen. Wage es nicht auszuatmen. Will ihn behalten. Und mag das Äußere irgendwann vergehen und die Schwerkraft ihren Tribut fordern. Dein Lachen, dein Duften und dein Leuchten bleibt.


    Danke dass es dich gibt.



    © Ralph Oberbillig



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    Donnerstag, 18. Februar 2021

    Ankommen

    Ankommen.



    Ich will ankommen. Endlich dort sein. Bei dir. Doch wo ist dieses... Dort. Wo bist du?


    Folge deinem Herzen sagt sie. Folge einfach deinem Herzen. Schaue nicht auf mich. Nicht auf Irgendjemanden. Schau nur auf dich. Achte auf dich. Nur auf dich. Gehe deinen Weg. Wohin er auch führt. Gehe ihn. Höre nie auf ihn zu gehen. Schaue nicht zurück.


    Dir widme ich diese Zeilen. Dir. Du inspirierst mich. Du begleitest mich. Jeden Tag. Jede Nacht. Ich lächele.



    Ich laufe. Als Kind mochte ich nicht weit laufen. Fahren. Ja fahren war toll. Das mochte ich. Sitzen und rollen. Fahren wollte ich. Weit fahren. Aber nicht zu weit. Ich hatte Angst vor diesem Weit. Woher sollte ich damals auch wissen, was da bei diesem Weit ist? Und wie weit dieses Weit ist? Und wo? Wo ist es? Und so blieb ich. Nicht weit genug von meinem Zuhause. Mein Leben dümpelt. Nichts bewegt sich. Nichts geschieht. Kein Denken. Gefangen im Gedankenbrei der Familie. Kein Bewegen. Nicht den Tellerrand betrachten. Er kann gefährlich sein. Vielleicht willst Du darüber hinausschauen? Nein. Kein Horizont. Nicht weit genug.


    Vor einiger Zeit veröffentliche ich ein Rätsel. Es fällt mir zuvor beim Telefonieren ein. Geschäftlich telefoniere ich sehr viel. Manchmal dann, schweifen meine Gedanken ab. Fließen. Das ist sehr interessant. Beim Telefonieren reise ich durch die Welt und treffe Menschen. Ohne mich fortzubewegen. Ich reise weit. Sehr weit. Die meisten dieser Menschen treffe ich zuvor nicht. Zuerst sind wir uns fremd. Ich höre aufmerksam zu. Oft fassen sie Vertrauen und erzählen mir ihre Geschichten. Ich liebe Geschichten. Manchmal sind es lustige Geschichten. Dann lachen wir zusammen. Manchmal sind die Menschen traurig. Manchmal so arg, dass sie weinen. Ihre Lebenssituation ist im Augenblick schlimm. Dann mache ich ihnen Mut. Denn auch diese Situation geht vorüber. Ich treffe Menschen auf ihrer Herzebene. Das ist sehr schön. Ich lerne aus jeder Geschichte. Es ist spannend. Ich bin gespannt, ob sich jemand auf mein Rätsel meldet. Bis jetzt nicht. Vielleicht haben die Leute Angst sich zu offenbaren etwas nicht zu wissen. Weil sie die Lösung nicht kennen. Oder sie halten das Rätsel für sinnlos. Doch hat es einen tieferen Sinn. Es gibt eine mathematische Lösung. Es ist ein mathematisches Rätsel. Wichtiger ist die erweiterte Erkenntnis aus dem Rätsel. Das Blicken über den Tellerrand hinaus. Den Horizont erblicken. Und das es dahinter mit etwas weitergeht, auch wenn es im Augenblick noch nicht sichtbar ist. Gibt es noch Fantasie in dieser Welt? Wenn du Fantasie hast, wird das Rätsel zu einem philosophischen Rätsel. Immer wenn die höhere Mathematik keine Lösungen mehr bereit ist anzubieten, kommt die Philosophie als Sprache hinzu. Und liefert Erkenntnisse, auf die die Mathematik nie kommt.


    Das Rätsel. Ein einfacher kurzer Satz. Es ist kein Paradoxon:


    Wer weiß, wie man einer unendlichen Zahlenreihe eine weitere Stelle hinzufügt?


    Es ist nur ein kurzer Satz. Hast Du Fantasie? Kennst du die Lösung? Mit Fantasie hast du sie.


    Meine Mutter ist tot. Am 8. Februar stirbt sie. Trauer finde ich nicht. Das Leiden hat ein Ende.


    Heute.


    Heute ist ein trauriger Tag. Und ein schöner Tag. Wenn Menschen nach Hause gehen, wenn sie uns verlassen, dann kehrt dieser kleine Tropfen zurück in den unendlichen Ozean aus dem er einst hervorging. Dieser kleine Tropfen der entstand, als wir gezeugt wurden. Dieser kleine Tropfen, ohne den dieser unendliche Ozean nicht vollständig ist. Dieser Tropfen muss zurückkehren, damit bei seiner Rückkehr wieder eine Einheit entsteht. Damit sich der Kreis schließen kann. Damit sich alle Kreise schließen können.


    Alles ist gesagt. Alles ist getan. Alle Schmerzen sind vergessen. Es ist Ruhe. Nichts wird mehr gesagt werden. Nichts wird mehr getan werden. Nichts wird mehr gefühlt werden. Nichts wird mehr laut oder leise werden. Alle Gedanken sind gedacht. Sie verstummen.


    Unsere Mutter begibt sich auf ihre letzte Reise. Der Kreis beginnt sich zu schließen. Bei meiner Geburt und bei ihrer Verabschiedung bin ich bei ihr. Wie auch meine Schwester. Seit zehn Jahren sehe ich meine Schwester heute das erste Mal wieder. Heute ist ein schöner Tag.


    Unsere Mutter geht. Kommt nicht wieder. Es ist gut wie es ist. Sie geht nach Hause. In diesen schönen Wald ihrer Kindheit will sie gehen. So sagte sie. In den schönen Wald, wo das Sonnenlicht sanft mit den grünen Blättern spielt und das unendliche Spiel aus Licht und Schatten auf den duftenden Waldboden fallen lässt. Mit den grünen Blättern der Laubbäume, die sich leicht in der lauen Frühlingsluft sanft bewegen. Dort will sie hingehen und träumen. So sagte sie. Nur dass sie dann bleiben und nicht mehr wiederkommen wolle.


    So ist es. Es ist endlich gut. Heute ist ein schöner Tag.


    Heute.


    Was macht deine Fantasie? Denke an den Horizont. Weit und unendlich. Unendlichkeit. Füge der Unendlichkeit eine weitere Stelle hinzu. Nicht bewusst denken. Lass deine Gedanken fließen. Träume. Tauche ein.


    Weit. Hinter dem Horizont liegt das Land der unendlichen Möglichkeiten. Auch für dich. Auch für uns. Wie es wohl ist, dort? Wo du bist. Bist du schon dort? Ich reise und sehe dich nicht. Der Horizont flieht vor mir wie ein wildes Pferd. Doch ich reise schneller als der Horizont fliehen kann. Folge meinem Herzen. Das ist meine Bestimmung. Bald sehe ich dich. Berührung. Liebe. Unendlichkeit.


    Die Lösung der unendlichen Zahlenreihe. Einfache Mathematik.


    0, 1, 2, 3, ... ∞


    Schiebe die unendliche Zahlenreihe eine Stelle nach rechts. So wird auf der ersten Stelle eine weitere Stelle frei. Wir befinden uns im Zehnersystem. Im binären System schiebe die unendliche Zahlenreihe nach links. Dann wird auf der ersten Stelle eine weitere Stelle frei.


    0+1, 1+1, 2+1, 3+1 ... ∞+1


    Ganz einfache Mathematik.


    Die Lösung der unendlichen Zahlenreihe. Philosophie.


    Bist du bereit, in deinem Kopf umzuparken? Deine innere Position zu verändern? Um jetzt zuzulassen, für etwas was du noch nicht für möglich hältst? Dich selbst um eine Stelle zu verschieben? Damit ein freier Platz entsteht. Den ich einnehme. Dir eine neue Sicht auf die Dinge in deinem Leben zu erlauben? Heraus aus der Opferrolle. Hinter dem unendlichen Horizont wartet das Leben auf uns. Das Land der unendlichen Möglichkeiten. Der unendliche Horizont ist immer da. Er verschwindet nicht. Doch du kannst ihn jederzeit um eine Stelle erweitern. Verschieben. Bist du bereit deine Suche zu beenden? Oder suchst du resigniert um des Suchen willens? Bist du bereit zu finden? Nur dann gibt es Berührung. Und nichts als unendliche Liebe. Uns.



    © Ralph Oberbillig



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